julia in rom.PNG

Begräbnis geht in Geschichte ein

Begräbnis von Papst Benedikt: Letzte Ruhe im Petersdom

Teilen

Papst Benedikt ist heute zu Grabe getragen worden. Die Beisetzung war für die katholische Kirche Neuland.

Mit einem bewegenden Trauergottesdienst vor laut Schätzungen der vatikanischen Gendarmerie über 50.000 auf dem Petersplatz versammelten Menschen ist der emeritierte Papst Benedikt XVI. am Donnerstag zur letzten Ruhe geleitet worden. Gläubige, die in den vergangenen Tagen aus aller Welt angereist waren, Staatschefs, Könige und Geistliche verfolgten das fast zweistündige Requiem für Joseph Ratzinger, bei dem Papst Franziskus dessen Hingabe und Feingefühl würdigte.

Der argentinische Pontifex konnte die Messe - wie in jüngster Zeit wegen seiner gesundheitlichen Schwierigkeiten infolge eines Knieleidens öfters geschehen - nicht selbst zelebrieren, sondern stand ihr vor. Franziskus erreichte im Rollstuhl den Petersplatz, Kardinal Giovanni Battista Re übernahm die Zelebration am Altar, an dem auch Erzbischof Georg Gänswein, langjähriger Privatsekretär des 95-jährig verstorbenen Papstes, sowie die Ordensschwestern, die ihn zuletzt betreut hatten, standen.

"Vater, in deine Händen übergeben wir seinen Geist", sagte Franziskus am Ende seiner Predigt für Benedikt XVI. Der Papst drückte seine "Dankbarkeit für die Weisheit und die Hingabe" seines Vorgängers aus. "Das treue Volk Gottes, hier versammelt, begleitet denjenigen, der sein Hirte war", betonte der Heilige Vater weiter.

Nach der Totenmesse wurde der Sarg des emeritierten Papstes in einer Prozession in den Petersdom gebracht. Unter Beifallsstürmen knieten zwölf Träger - die Zahl der Apostel Jesu - in Schwarz vor dem Sarg auf dem Petersplatz nieder und schulterten ihn. Ratzinger wird unter dem Petersdom in der Krypta, den Vatikanischen Grotten, beigesetzt. Bei dieser letzten Zeremonie werden nur noch wenige hohe Würdenträger anwesend sein, den Medien wurden der Zutritt und die Übertragung nicht erlaubt. Benedikt XVI. hatte sich das frühere Grab seines 2005 verstorbenen Vorgängers Johannes Paul II. als Bestattungsort gewünscht.

Tausende Pilger beteten am Petersplatz

Schon seit dem frühen Donnerstagmorgen hatten sich tausende Pilger bei Nebel auf den Straßen vor dem Petersplatz versammelt, um Zugang zur Trauermesse zu erlangen. Offizielle Delegationen aus Italien und Deutschland, der Heimat des emeritierten Papstes, strömten vor Beginn der Trauerfeier zum Petersplatz, der schon am frühen Donnerstag voll war. Eine bayerische Ordensschwester rollte ein Spruchband mit der Aufschrift "Santo subito!" (Sofort heilig!) aus.

Fast 200.000 Personen waren seit Montag zum Petersdom gepilgert, um Joseph Ratzinger die letzte Ehre zu erweisen. Im Petersdom fand am Mittwochabend im kleinen Kreis das Ritual der Sargschließung statt. Daran nahmen unter anderem der Zeremoniar, der Erzpriester von Sankt Peter, sowie mehrere Kardinäle und der Privatsekretär des verstorbenen Ex-Papstes, Erzbischof Georg Gänswein, teil. Vor dem offenen Sarg wurde in lateinischer Sprache eine Urkunde ("Rogitum") verlesen, die wichtige Stationen aus dem Leben und Wirken des Verstorbenen enthält.

Danach folgte die Verhüllung des Gesichts von Benedikt XVI. mit einem Tuch, dies übernahmen der Privatsekretär und der Zeremonienmeister. Anschließend wurden Münzen und Medaillen aus den Pontifikatsjahren sowie das "Rogitum" zu dem Verstorbenen in den Sarg aus Zypressenholz gelegt.

Gegen 9.00 Uhr wurde der Sarg von zwölf Trägern auf den Petersplatz gebracht. Die Glocke des Petersdoms ertönte. Beim Eintreffen des Sargs applaudierte die Menge. Rund 200 Gebirgsschützen aus 47 Kompanien aus Bayern reisten etwa mit Bussen an. Einige Pilger zeigten ein Spruchband mit der Aufschrift "Danke Benedikt". Viele Fahnen waren zu sehen.

Neuland für die katholische Kirche

Das Ereignis ist für die katholische Kirche zeremonielles Neuland, weil erstmals seit Jahrhunderten ein emeritierter Papst beigesetzt wird und deshalb kein Nachfolger gewählt werden muss. Österreich ist durch Altbundespräsident Heinz Fischer bei der Beerdigung präsent. Fischer war während der Amtszeit von Papst Benedikt XVI. Bundespräsident und war auch bei dessen Amtseinführung und zu einem offiziellen Besuch im Vatikan. Auch der offizielle Papstbesuch Benedikts im Jahr 2007 fiel in die Amtszeit Fischers.

Als Vertreter der Kirche in Österreich sind Kardinal Christoph Schönborn, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner als Vorsitzender der Bischofskonferenz sowie der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl und der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics bei der Trauerfeier anwesend. Der deutschen Delegation gehören laut der Deutschen Presse-Agentur Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder an. Staatschef Sergio Mattarella und Premierministerin Giorgia Meloni vertraten Italien. Präsent waren auch Belgiens König Philippe, Spaniens Ex-Königin Sofia und die ungarische Staatschefin Katalin Novak.

Schärfste Sicherheitsvorkehrungen wurden in Rom für das Begräbnis ergriffen. Wie schon in der Vergangenheit bei der Beerdigung von Johannes Paul II. und bei großen Heiligsprechungszeremonien sind mehr als 1.000 Polizisten im Einsatz, wie aus der römischen Präfektur verlautete. Die Zahl der Metalldetektoren zur Kontrolle der Gläubigen beim Zugang zum Petersplatz wurde erhöht. Neben dem Personal der vatikanischen Gendarmerie sind auch Polizisten in Zivil eingesetzt. 500 Freiwillige des Katastrophenschutzes haben die Aufgabe, Informationen über Warteschlangen und Wartezeiten zu liefern.

Außerdem gilt am Donnerstag in der Umgebung des Vatikan ein Verbot, Glasflaschen zu verkaufen. Neben den Überwachungsmaßnahmen wird die Steuerung der Verkehrsströme ein Schlüsselelement der Organisation sein. Die öffentlichen Verkehrsmittel wurden aufgestockt, um die Massen von Pilgern zum Petersplatz zu führen.
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten