Italien
Berlusconi droht dritter "Ruby"-Prozess
21.07.2013
Medienzar soll Zeugen der Verteidigung zu Falschaussagen bewogen haben.
In Mailand droht Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi ein dritter „Ruby-Prozess“. Die Mailänder Staatsanwälte ermitteln gegen Berlusconi und seine Rechtsanwälte Nicolo Ghedini und Pietro Longo wegen Falschaussagen vor Gericht. Die drei hatten vor Gericht als Zeugen der Verteidigung zugunsten von drei Berlusconis-Vertrauten ausgesagt, die am Freitag wegen Zuhälterei in Zusammenhang mit die marokkanische Nachtklubtänzerin Karima el-Mahrough alias Ruby Rubacuori ("Herzensbrecherin") zu Strafen bis zu sieben Jahren Haft verurteilt wurden.
Die Mailänder Staatsanwälte gehen davon aus, dass mehrere Zeuginnen der Verteidigung vor Gericht gelogen haben, weil sie von Berlusconi „Monatsgehälter“ bis zu 3.000 Euro für ihr Schweigen über ausschweifende Partys in der Mailänder Residenz des TV-Tycoons erhielten. Berlusconi selber hatte im April 2012 berichtet, dass er insgesamt 42 junge Frauen erhalte, die in den Strudel der Ruby-Affäre geraten waren. Jede bekomme mindestens 2.500 Euro im Monat.
"Ich erhalte diese jungen Frauen, die von den Staatsanwälten verleumdet worden sind. Sie haben keine Arbeit mehr, ihre Freunde haben sie verlassen. Ihre Eltern haben ihre Geschäfte schließen müssen. Dabei haben diese Frauen eine einzige Schuld: Bei mir an normalen Abendessen teilgenommen zu haben, nach denen es Theateraufführungen gab", so Berlusconi.
Haft für Vertraute
Der Starjournalist des italienischen Fernsehens, Emilio Fede und der Künstleragent Lele Mora, beide Vertraute Berlusconis, wurden am Freitag zu je sieben Jahren Haft verurteilt. Außerdem wurden ein lebenslanges Verbot für die Ausübung öffentlicher Ämter verhängt. Die als Showgirl bekannt gewordene Ex-Regionalpolitikerin Nicole Minetti, die eine Beziehung zu Berlusconi zugegeben hatte, wurde zu fünf Jahren Haft und zu einem fünfjährigen Verbot einer Ausübung öffentlicher Ämter verurteilt.
Die drei Angeklagten sollen für Berlusconis berüchtigte Sexpartys im Jahr 2010 junge Frauen als Prostituierte angeworben haben. Zu den Angeworbenen zählte demnach auch die damals noch minderjährige Ruby, die laut den Mailänder Richtern Geld für Sex mit Berlusconi erhalten haben soll. Sie sei 2009 von Fede bei einem Schönheitswettbewerb auf Sizilien angeheuert worden.
"Parallel-Prozess"
Der Prozess gegen Fede, Mora und Minetti war in den vergangenen Monaten parallel zum Verfahren gegen Berlusconi wegen Amtsmissbrauchs und Sex mit Ruby gelaufen. Dabei war Berlusconi am 24. Juni erstinstanzlich zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Der Ex-Premier soll mit Ruby Sex gehabt haben, als diese erst 17 Jahre alt war. Zudem soll er 2010 sein Amt als Regierungschef missbraucht zu haben, um bei der Polizei die Freilassung der wegen Diebstahls festgenommenen Ruby zu erwirken.
Berlusconi erwartet derzeit angespannt das für den 30. Juli geplante letztinstanzliche Urteil des Kassationsgerichts in Rom, bei dem ihm wegen Steuerbetrugs vier Jahre Haft drohen sowie das Verbot, öffentliche Ämter zu bekleiden. Eigentlich war erst im November mit einem Urteil im sogenannten Mediaset-Prozess gerechnet worden. Doch um zu verhindern, dass bis dahin einige Delikte verjähren, setzte das Kassationsgericht in Rom jüngst den Termin auf den 30. Juli fest. Berlusconi-Unterstützer sprachen deswegen von einer "Verschwörung" und von "Willkürjustiz".