Blamage

Berlusconi-Vertraute: Rücktritt wegen Orgien

25.09.2012

Renata Polverini ist nach tagelangem Tauziehen zurückgetreten.

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Italiens Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi , der seine Rückkehr in die politische Arena als Premierkandidat einer Mitte-rechts-Allianz bei den Parlamentswahlen im kommenden Frühjahr erwägt, muss eine schwere Blamage hinnehmen. Seine Vertraute Renata Polverini, die Präsidentin der Region Lazio mit der Hauptstadt Rom, ist am Montagabend nach tagelangem Tauziehen von ihrem Amt zurückgetreten. Sie zog somit die Konsequenzen eines ausgedehnten Skandals um veruntreute Parteigelder, die die Berlusconi-Partei "Volk der Freiheit" (PDL - Volk der Freiheit) seit Wochen erschüttert.

Nachdem die Vertreter der Opposition im Regionalrat geschlossen zurückgetreten waren, war ein Weiterregieren für Polverini unmöglich geworden. Nach diesem Schritt sind Neuwahlen erforderlich. Regionalräte der Berlusconi-Gruppierung in Lazio werden beschuldigt, sich luxuriöse Geschäftsessen und Partys mit Austern und Champagner gegönnt zu haben. Außerdem sollen sie Spesenabrechnungen systematisch gefälscht haben, um Steuergelder in Millionenhöhe direkt einstreichen zu können.

Renata Polverini hat stets betont, von den Vorfällen nichts gewusst zu haben. Unterdessen ermitteln die Staatsanwälte wegen mutmaßlicher Unterschlagung von Parteigeldern. Sie vernahmen erneut den früheren PdL-Fraktionschef und Kassenwart Franco Fiorito, dem die Veruntreuung von Millionen Euro zur Last gelegt wird. Fiorito beteuerte seine Unschuld. "Sollte das Regionalparlament aufgelöst werden, will ich wieder kandidieren. Ich sehe nicht ein, weshalb ich es nicht tun sollte. Ich werde meine Unschuld beweisen", versicherte der 41-Jährige in einem TV-Interview gestern.

Wahlkampfgelder abgezweigt
Fiorito soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft im Luxus gelebt, Wahlkampfgelder abgezweigt und Rechnungen gefälscht haben. Allein fünf Konten für Schwarzgelder werden in Spanien gezählt. Auch gegen zwei weitere Regionalräte wird ermittelt.

Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, hat den Skandal um veruntreute Parteigelder in der Region Lazio scharf verurteilt. Dieses "zügellose Verhalten" sei inakzeptabel und schade der gesamten Politik, sagte Bagnasco.

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