Bericht der "La Repubblica"
Berlusconi will Gaddafi zum Exil überreden
23.03.2011
Der libysche Diktator soll im Gegenzug nicht vor dem Gericht in Den Haag landen.
Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi will den libyschen Staatschef Muammar al-Gaddafi zum Exil überreden. Nach Angaben der römischen Tageszeitung "La Repubblica" ist Berlusconi bereit, nach einem Waffenstillstand nach Tripolis zu reisen, um mit dem libyschen Machthaben seinen Rückzug aus seiner Heimat zu verhandeln. Als Gegenleistung für seinen Rücktritt sollte Gaddafi einen "Schutzbrief" erhalten, mit dem er nicht wegen Menschenrechtsverbrechen vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag landen würde, berichtete das Blatt.
Waffenstillstand innerhalb einer Woche
Berlusconi will demnach einen Waffenstillstand innerhalb der nächsten sieben Tage erreichen und habe seine diplomatischen Bemühungen in diese Richtung verstärkt, so "Repubblica". Er habe Kontakte mit der Türkei, Russland, mit der Arabischen Liga und der Afrikanischen Union intensiviert, um so bald wie möglich, den Krieg zu beenden.
Berlusconi will am Diplomaten-Parkett auftrumpfen
"Auf diese Weise will Berlusconi eine Hauptrolle auf der internationalen Szene spielen, nachdem er die Dominanz des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy beim Gipfeltreffen in Paris erdulden musste. Berlusconi hofft außerdem, Italiens wirtschaftliche Führungsposition in Libyen nicht zu verlieren", kommentierte "La Repubblica".
Berlusconi, der in den vergangenen Jahren freundschaftliche Beziehungen zu Gaddafi gepflegt hatte und mit Italiens Ex-Kolonie einen Freundschaftspakt abgeschlossen hatte, bemüht sich, um die Rettung seines Ex-Verbündeten, mit dem er in den vergangenen Tagen Mitleid gezeigt hatte. "Es tut mir wegen Gaddafi leid. Das was in Libyen geschieht, trifft mich persönlich", sagte Berlusconi nach Angaben italienischer Medien.