Italien

Berlusconi will ins Gefängnis

05.08.2013


Ex-Premier wird keinen Antrag auf Hausarrest einreichen – er will ins Gefängnis.

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Silvio Berlusconi spielt den Märtyrer: „Er wird weder Hausarrest, noch Sozialdienst beantragen, sondern ins Gefängnis gehen“, sagte am Montag Daniela Santanchè, Parlaments-Abgeordnete und enge Vertraute des 76-Jährigen: „Die Italiener sollen wissen, dass er inhaftiert wird und dass er keinerlei andere Weise akzeptieren wird, die Strafe abzusitzen, zu der ihn die Richter verurteilt haben“, so Santanchè.

Berlusconis Tochter steht als Nachfolgerin bereit
Multimilliardär Berlusconi wurde vergangenen Donnerstag wegen Steuerbetrugs rechtskräftig zu vier Jahren verurteilt. Davon bräuchte er aber nur 12 Monate abzusitzen. Und das auch nicht im Gefängnis, sondern mit einer Fußfessel unter Hausarrest.

Berlusconi hat 20 Luxus-Wohnsitze in Italien – von Mailand bis Sardinien. Dennoch will er die Gefängnisvariante wählen. Auch Sozialdienst lehnt er ab: „Ich bin doch kein Verbrecher.“

Der dreimalige Ex-Premier fühlt sich unschuldig. Vor seinen Anhängern versprach er: „Ich bin hier, ich bleibe hier, ich gebe nicht auf.“

Die Fraktionschefs von Berlusconis Mitte-rechts-Partei Volk der Freiheit (PdL), Renato Schifani und Renato Brunetta, wurden am Montag von Präsidenten Giorgio Napolitano (88) empfangen. Sie machten Druck auf das Staatsoberhaupt, damit die Politik einen Weg finde, um dem TV-Unternehmer zumindest den Verzicht des Senatssitzes zu ersparen. Ihre Drohung: Entweder Begnadigung – oder die Regierung sei am Ende.

Sollte Berlusconi tatsächlich in Gefängnis wandern, will die Partei Berlusconis seine älteste Tochter Marina (47) zu seiner Nachfolgerin machen. An der Spitze von Berlusconis Medienkonzern steht sie schon seit Jahren.

"Berlusconi ist ein Clown"

ÖSTERREICH: Berlusconi will trotz Steuerbetrug-Urteils nicht aufgeben …
Paul Lendvai: Es ist ein absurdes Theater – Berlusconi ist ein Symbol für Korruption, Behinderung der Justiz, Aushebelung des Rechtsstaates. Dieser Mann ist ein Clown, nicht geeignet, ein Land zu führen.

ÖSTERREICH: Er will aber weiterkämpfen. Welche Chancen hat er?
Lendvai: Er ist mächtig, hat Geld und seine Medien. Seine Zeitungen und landesweiten Fernsehkanäle stehen hinter ihm: „Wenn er schuldig ist, sind wir alle schuldig“, emotionalisieren sie. Das ist bedenklich. Berlusconi ist ein Spieler.

ÖSTERREICH: Wird die Regierung zerbrechen?
Lendvai: Geht diese Komödie lange weiter, droht ernste Gefahr.

Karl Wendl

 

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