Italien

Berlusconi will Sex-Prozess aussetzen

03.10.2011

Der italienische Premier erschein wieder einmal nicht vor Gericht.

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Der Fall Ruby hat am Montag die Mailänder Justizbehörden intensiv beschäftigt. Nach einer Pause von zweieinhalb Monaten wurde wieder der Prozess gegen den italienischen Premier Silvio Berlusconi wegen Sex mit einer minderjährigen Marokkanerin aufgenommen. Die Rechtsanwälte Berlusconis, der sich nicht vor Gericht zeigte, forderten eine Aussetzung des Verfahrens. Sie verlangen, dass nicht das Mailänder Schwurgericht, vor dem das Verfahren derzeit läuft, sondern ein spezielles Ministergericht für den Fall zuständig erklärt wird.

Ein Ministergericht würde Berlusconi mehr Recht auf einen fairen Prozess garantieren, meinen die Anwälte. Über die Zuständigkeit des Ministergerichts muss sich das Verfassungsgericht am 7. Februar 2012 äußern. Bis dahin solle das Verfahren in Mailand ausgesetzt werden, forderten Berlusconis Rechtsanwälte.

Abgelehnt

Die Mailänder Staatsanwältin Ilda Boccassini, die die Ermittlungen im Fall Ruby geführt hatte, lehnte die Forderung der Verteidiger des Premiers ab. Bei einem Schnellverfahren wie im Ruby-Prozess dürfe man aus politische Erwägungen keine Zeit verlieren. Das Verfahren müsse weitergeführt werden.

Der Prozess kreist um die Sexaffäre zwischen dem 75-jährigen Premier und der 2010 noch minderjährigen Marokkanerin Karima el-Marough alias "Ruby Herzensbrecherin". Die Mailänder Staatsanwaltschaft wirft Berlusconi vor, das Mädchen bei ausschweifenden Partys zwischen Februar und Mai 2010 für Sex bezahlt zu haben. Berlusconi soll zudem sein Amt missbraucht haben, um Rubys Freilassung zu erwirken, als diese wegen Diebstahlverdachts in Polizeigewahrsam war. Dieser Prozess hatte am 6. April begonnen.

Verfahren gegen Vertraute
Während der Ruby-Prozess wieder aufgenommen wurde, beschäftigte sich zur gleichen Zeit eine Mailänder Untersuchungsrichterin um ein parallel laufendes Verfahren, bei dem drei Vertrauensleute Berlusconis angeklagt sind. Der bekannte Chefredakteur der Tagesschau TG 4, Emilio Fede, der Showgirl-Manager Lele Mora und die Regionalpolitikerin Nicole Minetti werden beschuldigt, Callgirls, darunter Ruby, für Partys in der Villa Berlusconis in Mailand vermittelt zu haben. Den drei Berlusconi-Vertrauten wird Beihilfe zur Prostitution vorgeworfen. Ein Prozess gegen die drei soll am 21. November beginnen, beschloss Untersuchungsrichterin Maria Grazia Domanico.

Vor der Richterin erschien am Montag das marokkanische Model Imame Fadil, das seit dem letzten Sommer mit den Mailänder Staatsanwälten zusammenarbeitet und ihnen über die Hintergründe der Partys bei Berlusconi berichtet hatte. Sie will als Nebenklägerin am Prozess teilnehmen und vor Gericht aussagen. Die 26-jährige Fadil hatte unter anderem berichtet, dass zu Berlusconis Partys neben Ruby weitere Minderjährige eingeladen waren, darunter auch die ehemalige Miss Montenegro Katarina Knezevic. Die heute 20-Jährige hatte vor wenigen Tagen im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" behauptet, dass sie mit Berlusconi verlobt sei und mit ihm in seiner Mailänder Residenz lebe.

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