Kalifornien
Blutbad: Täter war "religiöser Muslim"
03.12.2015
14 Menschen sind in einem Behindertenzentrum ums Leben gekommen.
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Nach dem bewaffneten Überfall auf eine Sozialeinrichtung
im kalifornischen San Bernardino mit 14 Toten und 17 Verletzten herrscht weiter Unklarheit über die Motive der Täter. Ein terroristischer Hintergrund könne nicht ausgeschlossen werden, sagte der Polizeichef der Stadt, Jarrod Burguan, in der Nacht zum Donnerstag.
Sprengsätze deponiert
Die beiden mutmaßlichen Angreifer hätten auch Sprengsätze deponiert, die von der Polizei entschärft worden seien. Die Ermittler gingen davon aus, dass das mit Sturmgewehren bewaffnete Paar das Feuer während einer Feier in der Einrichtung eröffnete. Den 27 und 28 Jahre alten mutmaßlichen Schützen, ein Mann und eine Frau, wurden auf ihrer Flucht von der Polizei erschossen.
Die beiden Angreifer namens Syed Rizwan Farook und Tashfeen Malik hätten außer den Sturmgewehren auch Handfeuerwaffen gehabt und eine Art Kampfmontur getragen, sagte Burguan weiter. Dies setze ein gewisse Planung voraus.
Gläubiger Muslim
Nach Medienberichten war Farook ein gläubiger Muslim. Er soll vor Kurzem nach Saudi-Arabien gereist und von dort mit einer neuen Frau zurückgekehrt sein, die er im Internet kennengelernt habe, berichtete die "Los Angeles Times" am Donnerstag unter Berufung auf Ex-Kollegen des Täters. Er soll seit fünf Jahren in der Sozialeinrichtung als Umweltexperte gearbeitet haben.
Erinnerungen an Paris
Die Tat am Mittwoch unterscheidet sich von früheren Schießereien in den USA, hinter denen zumeist ein Einzeltäter stand. Sie erinnerte zudem an die islamistisch motivierten Anschläge in Paris im vergangenen Monat, nach denen auch die Sicherheitsvorkehrungen in den USA verschärft worden waren. Burguan wie auch ein ranghoher Mitarbeiter der Bundespolizei FBI wollten einen terroristischen Hintergrund der Tat nicht ausschließen. Die Jagd auf die Täter löste in San Bernardino Chaos aus und brachte das öffentliche Leben vorübergehend zum Erliegen.
Farook, ein in den USA geborener Beschäftigter des Bezirks, habe eine Feier in der Einrichtung für Menschen mit Behinderungen besucht, sagte Burguan. Er habe die Veranstaltung verlassen und sei kurz darauf gemeinsam mit seiner Frau zurückgekehrt, um das Massaker anzurichten. Medienberichten zufolge war es auf der Feier zu einem Streit gekommen. Burguan zufolge gab es vermutlich keinen dritten Schützen, wie zunächst angenommen worden war. Die Nationalität der getöteten Angreiferin, die vermutlich mit dem Bezirksangestellten verheiratet war, stand zunächst nicht fest.
Wohnhaus untersucht
In der nahen Ortschaft Redlands untersuchten Polizisten mit Spezialgerät ein Wohnhaus, in dem einer der Täter gewohnt haben soll. Dort wurde Sprengstoff vermutet. Ein Roboter wurde in das Haus geschickt, um nach möglichem explosiven Material zu suchen.
In der Einrichtung "Inland Regional Center" wird die Betreuung von Menschen mit Entwicklungsverzögerungen koordiniert. Die mehr als 670 Mitarbeiter bieten Programme für 30.000 Menschen an - vom Neugeborenen bis hin zu Senioren.
Der muslimische Verband CAIR berief eine Pressekonferenz ein, auf der ein Mann zu Wort kam, der sich als Schwager des mutmaßlichen Täters ausgab. Er zeigte sich bestürzt über die Tat. Dem Verband zufolge hatte das getötete Paar ein sechs Monate altes Baby.
Debatte über US-Waffengesetze
Die Schießerei heizte die Debatte über die US-Waffengesetze neu an. US-Präsident Barack forderte überparteiliche Anstrengungen, um derartige Vorfälle künftig zu verhindern. "Wir wissen noch nicht, was die Motive der Schützen sind", sagte er dem Sender CBS. "Aber wir wissen, dass es Schritte gibt, mit denen wir den Amerikanern mehr Sicherheit bieten könnten." Obama hat sich in den vergangenen Jahren wiederholt für schärfere Waffengesetze ausgesprochen. Zu den Gegnern gehören insbesondere konservative Abgeordnete der republikanischen Mehrheit im Kongress.
Immer wieder Amokläufe
Der Vorfall in San Bernardino rund 100 Kilometer östlich von Los Angeles ist die folgenschwerste Schießerei in den USA seit dem Amoklauf in Newtown im Bundesstaat Connecticut im Dezember 2012, bei dem in einer Schule einschließlich des Täters 27 Menschen starben. Erst vor einigen Tagen hatte ein Mann eine Abtreibungsklinik in Colorado Springs gestürmt und drei Menschen erschossen.