Mehrere Tote
Bomben-Terror in Boston
15.04.2013Die Bomben sorgen für ein blutiges Chaos beim Marathon von Boston.
"Explosion". "Boston". "Marathon". Wie Bruchstücke setze ich die Informationen der „Breaking News“-Alarm auf meinem iPhone zusammen. 27.000 Läufer nehmen am berühmten Boston Marathon teil, Zehntausende stehen entlang der Strecke durch das Stadtzentrum der wunderschönen Neu-England-Metropole.
Nachdem hunderte Reporter den Lauf coverten, gibt es sofort erste Bilder: Rauchschwaden wehen nahe dem Copley Square, innerhalb von 12 Sekunden detonierten zwei gewaltige Bomben im Zielbereich. Es ist 14:50 Uhr, das halbe Feld der Läufer ist noch am Weg. Nun herrscht blutiges Chaos: Die Bomben haben Menschen zerfetzt, ein Augenzeuge berichtet, dass ein ganzer Arm an ihm vorbeiflog. Kinder schreien, Eltern rufen: „Wo sind meine Kinder“.
Rasch ist klar: Das sind keine Gas-Explosionen sondern Terrorattacken. Natürlich erinnere ich mich jetzt an all diese Minuten nach früheren Angriffen: Der erste Jumbo-Crash bei 9/11, die Nachrichten von der Bombenserie in London 2005. Ich hole gerade meine Tochter Mia von der Schule ab, nehme sie an der Hand. „Wir müssen schnell nach Hause“, sage ich, versuche ruhig zu wirken. „Daddy muss arbeiten“, sage ich neutral. Ich rufe meinen Sohn Maxwell an. Er soll auch rasch nach Hause kommen. Alles was ich weiß in solchen Situationen: Die Familie soll zusammen bleiben.
Über New York knattern jetzt Helikopter. Die Behörden in allen US-Metropolen, besonders aber natürlich New York, sind hochnervös, dass es sich um eine koordinierte, nationale Terrorserie handeln könnte. Anti-Terror-Einheiten bewachen nun die vielen Wahrzeichen der Metropole und auch Hotels. Die Menschen sind nervös auf den Straßen: Einige stehen wie angewachsen, checken die News auf den Smart-Phones. Andere telefonieren aufgeregt, schauen ängstlich in den Himmel.
Inzwischen wird bestätigt, dass Bomben die Explosionen auslösten. Doch wer: Al-Kaida? Heimische Terroristen wie Timothy McVeigh, der 1995 ein Bundesgebäude in Oklahoma City in die Luft jagte? US-Präsident Barack Obama ist bei seiner ersten Stellungnahme kurz nach 18 Uhr noch vorsichtig: Die Untersuchungen laufen noch, sagt er. Boston erhielte alle nötige Hilfe zur „Bewältigung dieser Tragödie“. Ich packe meine Sachen, bin am Weg nach Boston.
Auf der Penn Station ist die Nervosität zu spüren, Polizisten mit Suchhunden stoppen Passanten, durchsuchen Taschen. Ich telefoniere noch kurz mit meiner Familie. Ich weiß noch nicht recht, welcher Horror mich in Boston erwartet. Gerade kommt die schreckliche Nachricht: Eines der Todesopfer ist ein achtjähriges Kind.
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