Zwei Paketbomben explodierten vor Botschaften. Höchste Alarmstufe im Vatikan.
Die Paketbomben kamen mit der Weihnachtspost. Zuerst explodierte in der Schweizer Botschaft im Villenviertel im Norden Roms Donnerstagvormittag eine Höllenmaschine. Durch die Explosion ist der 53-jährige Portier der Botschaft schwer verletzt worden. Möglicherweise müssen dem Mann die Arme amputiert werden.
Kurz danach ging ein weiteres Sprengstoff-Paket in der chilenischen Botschaft hoch. Auch hier wurde ein Mann schwer verletzt. Ein drittes verdächtiges Paket ist in der ukrainischen Botschaft in Rom gefunden worden. Es stellte sich aber als harmlos heraus, erklärt die Polizei.
Leibwache
Wie viele Höllenmaschinen in ganz Europa noch unterwegs sind, kann derzeit niemand sagen. Anti-Terror-Einheiten in Rom wurden in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Auch im Vatikan wurden die Sicherheitskräfte verdoppelt, die Papst-Leibgarde verstärkt.
Eine italienische Anarchistengruppe bekannte sich dann am Abend zu den beiden Anschlägen. Ihr Bekennerschreiben habe sich in einer kleinen Schachtel befunden, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Diese habe neben einem der beiden Botschaftsmitarbeiter gelegen, die bei den Explosionen verletzt worden waren. Bei der Anarchistengruppe handle es sich um die „Federazione Anarchica Informale“.
Die Anschläge seien die Rache dafür, dass ihre Mitglieder in Schweizer Gefängnissen sitzen. Darunter auch der international berüchtigte Anarchist Marco Camenisch, ein militanter AKW-Gegner, der Sprengstoffanschläge in der Schweiz verübte und in Italien einen Grenzbeamten ermordete. Camenisch sitzt in der Schweiz eine 17-jährige Haftstrafe ab.
Bereits Anfang November tauchten Paketbomben auf, die aus Athen an Botschaften und Regierungsorganisationen in ganz Europa versandt wurden, etwa an die Schweizer Botschaft in Rom. An die deutsche Bundeskanzlerin Merkel, den französischen Präsidenten Nickolas Sarkozy und an Italiens Premier Silvio Berlusconi wurden ebenfalls Paketbomben verschickt.
Sorge um Papst
Im Vatikan selbst reagierte man auf die Terrorwelle in Rom extrem nervös: „Die Sicherheitskräfte analysieren das Bedrohungspotenzial für den Vatikan“, sagt Gudrun Sailer vom Radio Vatikan zu ÖSTERREICH. Gleichzeitig wurde das Sicherheitspersonal um Papst Benedikt verstärkt.
Papst-Leibwächter heute in Alarmbereitschaft
Dennoch wird der Papst heute Abend um 22 Uhr im Petersdom mit der Christmette die Weihnachtsfeiern im Vatikan eröffnen. Wie im vergangenen Jahr wurde die Mette um zwei Stunden vorverlegt: „Damit soll die Belastung für den Papst reduziert werden“, erklärt Gudrun Sailer. So kann der Papst bereits gegen Mitternacht zu Bett gehen und sich für den nächsten Höhepunkt ausruhen – der Verkündung der Weihnachtsbotschaft am Christtag um 12 Uhr von der Mittelloggia der Basilika mit dem traditionellen Segen „Urbi et Orbi“.