Ein Sprengkörper explodierte kurz vor einem Konzert.
Bei einem schweren Bombenanschlag kurz vor einem Konzert sind in der südrussischen Stadt Stawropol mindestens sechs Menschen getötet und weitere 45 verletzt worden. Der Sprengsatz detonierte am Kultur- und Sportpalast der Großstadt im Nordkaukasus, als die Menschen auf dem Weg zu dem Konzert waren. Das teilten die Behörden nach Angaben russischer Agenturen am Mittwoch mit. Der Zivilschutzchef der Stadt, Boris Skripka, schloss einen Terroranschlag von islamistischen Untergrundkämpfern nicht aus. Demnach explodierte die unter einem Vordach angebrachte Bombe kurz vor dem geplanten Auftritt eines Ensembles aus der Konfliktrepublik Tschetschenien.
Keine Konfliktregion
Stawropol mit seinen mehr als 300.000
überwiegend russischen Einwohnern gilt im Gegensatz zu den sonst muslimisch
geprägten Gegenden im Nordkaukasus nicht als Teil der Konfliktregion. Der
Anschlag 15 Minuten vor Konzertbeginn sei eine nie dagewesene und "unerhörte
Provokation", sagte der Gouverneur des Gebiets Stawropol, Waleri
Gajewski. Der mit Metallteilen ummantelte Sprengsatz hatte nach Angaben von
Ermittlern eine Wucht von 200 Gramm TNT. Er ging um 18.45 Uhr (16.45 Uhr
MESZ) Ortszeit in die Luft.
Der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow warnte davor, den Anschlag mit dem Ensemble aus seiner Republik in Verbindung zu bringen. Die Täter hätten es darauf abgezielt, die Lage in der Region zu destabilisieren. Der Beauftragte des Kreml für das Konfliktgebiet Nordkaukasus, Alexander Chloponin, rief die Vertreter der Sicherheitsbehörden für diesen Donnerstag in Stawropol zu einer Sondersitzung zusammen.
Terroristen drohten
Islamistische Terroristen hatten immer wieder
gedroht, ihren Kampf um ein unabhängiges "Kaukasus-Emirat"
auch auf andere Teile Russlands auszuweiten. Im März starben bei einem
Selbstmordattentat in der Moskauer Metro mindestens 40 Menschen. Die Lage im
Nordkaukasus ist auch nach zwei Kriegen in Tschetschenien mit Zehntausenden
Toten weiter instabil. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den
islamistischen Untergrundkämpfern, russischen Sicherheitsbehörden und
kriminellen Banden nehmen vor allem in den Republiken Inguschetien und
Dagestan seit Monaten zu.