Nach Hitler-Vergleich

Box-Weltmeister provoziert Erdogan

25.08.2016

Ünsal Arik: "Für Kritik an Erdogan würde ich auch 10 Jahre hinter Gitter verbringen."

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© Twitter/Ünsal Arik
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Der deutsch-türkische Box-Weltmeister Ünsal Arik kann es nicht lassen, den türkischen Präsidenten Erdogan zu provozieren.

Strafanzeigen kassiert

Bei einem Finalkampf trug der 35-Jährige ein extra angefertigtes T-Shirt, mit dem er gegen die Politik Erdogans protestierte. Der Slogan "Bu Ülke Atatürk´ün Tayyip´in Degi", auf Deutsch "Das Land gehört Atatürk und nicht Tayyip", war darauf zu lesen.

Darauf folgte ein Hitler-Vergleich im Sat.1-"Frühstücksfernsehen": "Erdogan macht Polit-Diktatur, für mich ist er Hitler 2.0", erklärte er vor laufender Kamera. Für beide dieser Äußerungen kassierte der Box-Weltmeister Strafanzeigen.

Provokation geht in die nächste Runde

Doch damit gibt sich Arik nicht zufrieden, im BILD-Interview ging die Provokation in die nächste Runde.

So erklärte er seinen Hitler-Erdogan-Vergleich: "Ich kritisiere nicht mein Land - sondern einzig und allein die Regierung. Wenn man die Anfänge des Dritten Reichs mit dem vergleicht, was Erdogan in der Türkei zurzeit veranstaltet, drängen sich doch etliche Parallelen auf - die absolute Unterdrückung der Opposition, Inhaftierung bzw. Aus-dem-Amt-Verdrängung von Kritikern, das Teilen der Gesellschaft in 'die' und 'wir', Aufbau eines Personenkults, Besetzung von wichtigen Posten nur durch Ergebene, Kontrolle und Gleichschaltung der Medien, etc., etc.!"

Keine Meinungsfreiheit

Da er in Deutschland lebe, lasse es sich leichter gegen die Regierung protestieren. Die Meinungsfreiheit in der Türkei sei quasi nicht existent, weshalb es sehr mutig von ihm gewesen sei, 2014 in der westtürkischen Stadt Tekirdag mit einem Anti-Erdogan-Shirt in den Ring zu steigen. "Ich war sozusagen in der Höhle des Löwen. Das hätte auch weitaus schlimmere Konsequenzen mit sich bringen können", sagte Arik zu BILD.

Nach seinen letzten Äußerungen gegen Erdogan habe ihm seine Anwältin mitgeteilt, dass eine Anzeige wegen Beleidigung des Präsidenten gegen ihn vorliege.

Bedrohung durch Erdogan-Anhänger

Auch die Bedrohung durch Erdogan-Anhänger sei nicht zu missachten. Beinahe täglich erhalte der Box-Weltmeister Beleidigungen und Drohungen sowohl über soziale Netzwerke als auch auf der Straße. Auch Familienfreunde hätten sich wegen seiner Anti-Erdogan-Meinung von ihm abgewendet.

Dennoch sei er stolz darauf, der einzige türkische Sportler zu sein, der Erdogan und dessen Anhängern die Meinung sagt. Für ihn gelte die Ideologie von Mustafa Kemal Atatürk, der für Demokratie und Menschenrechte stand. "Eines Tages werden Menschen darüber sprechen und erwähnen, dass es einen Sportler gab, der sich trotz aller Schwierigkeiten nicht verbiegen ließ", erklärte er.

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