Irrer Plan
BP verkauft Öl aus defektem Bohrloch
14.06.2010
Geldnot oder Gier? BP verkauft das Öl aus dem verpestenden Golf von Mexiko.
Öl aus dem beschädigten Bohrloch im Golf von Mexiko könnte schon bald an Tankstellen und in Supermärkten auftauchen. Der Ölkonzern BP kündigte an, das aufgefangene Öl zu verkaufen und die Einnahmen für den Schutz und die Wiederherstellung der Lebensräume entlang der Golfküste zu spenden. Einzelheiten teilte das Unternehmen nicht mit. Auch ist bisher nicht klar, wie viel Geld durch den Verkauf zusammenkommt. Wenn das Öl aber erst einmal an Land gebracht wurde, findet es schnell seinen Weg in die Versorgungskette.
BP sucht Käufer
"Öl ist Öl", sagte Julius Langlinais,
Professor im Ruhestand an Universität Louisiana State. "Es ist kein Stempel
drauf. Es sind die gleichen Moleküle." Der Chef der Küstenwache und oberste
Krisenmanager, Admiral Thad Allen, schätzt, dass bisher 15 Millionen Liter
aus dem Leck gesaugt wurden. Weitere 68 Millionen Liter wurden von der
Meeresoberfläche abgeschöpft. Die abgeschöpfte Flüssigkeit besteht
allerdings meist nur zu zehn bis 15 Prozent aus Öl.
BP-Sprecher Mark Proegler sagte, noch werde nach einem Käufer für das Öl aus dem Golf gesucht. "Das ist nichts Besonderes, bis auf die Tatsache, dass alle zuschauen", erklärte er. Möglicherweise wird das Öl nicht direkt an eine Raffinerie verkauft, sondern geht an einen anderen Ölkonzern oder an einen Zwischenhändler, wie Langlinais erklärt. Wenn das Öl dann eine Raffinerie erreicht, kann es zu Benzin, Diesel, Heizöl, Asphalt und Plastik verarbeitet werden - und so als Einkaufstüte im Supermarkt auftauchen. "Ich glaube, das war ein Weckruf für die Menschen, die jetzt merken, wie ihr Leben vom Öl abhängt", sagte Langlinais.
Geld wird gespendet
Wie viel der Verkauf des Öls einbringt,
konnte BP nicht sagen. Am Freitag betrug der Preis für ein Barrel etwa 74
US-Dollar (61 Euro). Allerdings erklärten BP-Vertreter, das in der Tiefe
aufgefangene Öl sei mit Methanol versetzt. BP pumpt Methanol als
Frostschutzmittel in den Trichter über dem Leck, damit sich kein fester
Schlick in den Röhren absetzen kann.
Den bestehenden Verträgen zufolge erhält BP 68 Prozent der Einnahmen aus dem Ölverkauf am Unglücksort. Der Konzern hat angekündigt, nach Abzug des Anteils der US-Regierung den Rest einem Fonds zum Umweltschutz zu spenden. Das Unternehmen Anadarko Petroleum erhält 25 Prozent, hat aber noch nicht entschieden, was mit dem Geld geschehen soll, wie ein Sprecher erklärte. Die restlichen zehn Prozent gegen an eine Tochterfirma von Mitsui & Co., die sich nicht äußern wollte.