Ölpest kommt zu uns
Öl aus Golf auf dem Weg nach Europa
03.06.2010
Die beschädigte Steigleitung wurde abgesägt. Das Leck könnte nun geschlossen werden.
Das Öl aus dem Bohrleck im Golf von Mexiko könnte laut Computerberechnungen amerikanischer Wissenschafter auch Europa erreichen. Modelle des National Center for Atmospheric Research (NCAR) zeigten am Donnerstag, dass das Öl durch Meeresströme um die Südspitze Floridas herum in den Atlantik getrieben werden kann.
Entlang der US-Ostküste könnte es dann vorbei an den Bermudas in Richtung Europa treiben. Der deutsche Wissenschafter Martin Visbeck von der Universität Kiel erklärte jedoch, es sei unwahrscheinlich, dass das Öl, falls es bis nach Europa gelange, dick genug wäre, um Schaden anzurichten.
BP vermeldet Teilerfolg
Nach einer Reihe von Fehlschlägen haben
Experten des Konzerns BP
am Donnerstag einen Teilerfolg bei der Eindämmung der Ölpest im Golf von
Mexiko zielt. Mit einer ferngesteuerten Riesenzange durchtrennten sie am
Donnerstag nach US-Regierungsangaben in mehr als 1.500 Meter Meerestiefe die
defekte Ölleitung, aus der seit April Öl ausströmt. Die Hoffnung richtete
sich nun auf einen Trichter, der über der Schnittstelle das Öl abpumpen
sollte.
Der Sonderbeauftragte der US-Regierung, Admiral Thad Allen, bezeichnete den Schnitt an der beschädigten Steigleitung als "bedeutsamen Schritt nach vorne". Sollte alles weiter nach Plan laufen, würde in einer nächsten Etappe eine Trichterkonstruktion über der Schnittkante installiert, die austretendes Öl und Gas über eine Leitung an die Meeresoberfläche pumpen soll.
Keine Prognose
Auf einer Pressekonferenz bezeichnete Allen den
Plan als "herausfordernde Aufgabe". Experten gehen davon aus, dass
nach dem Schnitt zunächst noch mehr Öl aus der Leitung austritt, ehe das
Abpumpmanöver beginnen kann. Zu den Erfolgsaussichten des Plans wollte
Admiral Allen zunächst keine Prognose abgeben. Womöglich werde sich noch am
Donnerstag zeigen, ob das Vorhaben gelinge, sagte er.
Am Mittwoch hatten die BP-Ingenieure zunächst versucht, das Rohr mit einer diamantbesetzten Säge zu durchtrennen. Die über Roboter ferngesteuerte Säge blieb aber in dem Rohr stecken, der Versuch wurde aufgegeben. Der Einsatz der Zange hat gegenüber der Präzisionssäge den Nachteil, dass die Schnittkante an dem Rohr weniger glatt ausfallen dürfte. Dadurch erhöht sich das Risiko, dass zwischen Rohr und dem Trichter weiteres Öl austritt.
Ausgaben steigen auf 1,35 Milliarden Dollar
Auf Druck der
US-Regierung erklärte sich BP am Donnerstag bereit, die Kosten für den Bau
von sechs künstlichen Sandinseln vor Louisianas sensiblem Marschland in Höhe
von 360 Millionen Dollar (293 Millionen Euro) zu übernehmen - damit stiegen
die bisherigen Ausgaben des Konzerns zur Bewältigung der Ölpest auf 1,35
Milliarden Dollar.
BP-Chef Tony Hayward gab zu, dass der Konzern auf das Leck nicht vorbereitet gewesen sei. "Es stimmt ohne Zweifel, dass wir nicht die Werkzeuge hatten, die in einen Werkzeugkasten gehören", sagte Hayward der Zeitung "Financial Times". US-Präsident Barack Obama kündigte inzwischen für Freitag seinen nächsten Besuch in der Region an.
Die Ratingagenturen Fitch und Moody's stuften die Kreditwürdigkeit von BP am Donnerstag weiter hinab. Fitch bewertete BP mit AA anstatt von AA+. Mit der Note AA ist BP trotzdem weiterhin als guter Kreditnehmer bewertet, doch warnte Fitch, der Ölkonzern riskiere eine weitere Abwertung. Moody's stufte sein Rating von Aa1 auf Aa2 hinab. Beide Agenturen begründeten ihre Entscheidungen mit weiter steigenden Risiken für das Unternehmen.