Top Kill gescheitert
BP wusste vorher von den Problemen
30.05.2010
BP soll schon vor dem Unfall von den erheblichen Problemen gewusst haben.
Der britische Konzern BP wusste nach einem Medienbericht schon Monate vor dem Unfall der Bohrinsel "Deepwater Horizon" von erheblichen technischen Problemen.
Hinweise auf Probleme
Die Schwierigkeiten betrafen unter anderem
den Blowout Preventer. Dieses gigantische Sicherheitsventil sollte ein
Ausströmen des Öls vom Bohrloch im Golf von Mexiko verhindern. Außerdem habe
es Hinweise auf Probleme an der Bohrleitung gegeben, berichtete die Zeitung
"New York Times" unter Berufung auf interne BP-Papiere.
Erste Hinweise dieser Art hätten bereits im Juni 2009 vorgelegen, schreibt das Blatt am Sonntag. Ein BP-Ingenieur habe in einem internen Schreiben vor einem möglichen Worst-Case-Szenario gewarnt.
Das Bohrinsel war am 20. April explodiert und löste die schwerste Ölpest in der US-Geschichte aus. Bei dem Unglück starben elf Menschen.
"Top Kill" gescheitert
Die Bemühungen des britischen
Energiekonzerns BP, das lecke Ölbohrloch im Golf von Mexiko zu verschließen,
haben einen schweren Rückschlag erlitten. Die sogenannte "Top-Kill"-Methode,
bei der Schlamm in das Loch gepumpt wurde, sei gescheitert, sagte
BP-Einsatzleiter Doug Suttles am Samstag (Ortszeit).
"Nächste Option"
"Nach drei ganzen Tagen
des Versuchs mit 'Top Kill' sind wir unfähig gewesen," das
Ausströmen des Öls aus dem lecken Bohrloch vor der Südküste der USA zu
stoppen, sagte Suttles bei einer Pressekonferenz. Daher habe BP entschieden, "zur
nächsten Option überzugehen". Der Konzern hatte versucht, das
Bohrloch vor der Südküste der USA mit Spezialschlamm sowie Gummiresten und
Faserabfällen zu schließen und es dann mit Zement zu versiegeln. Die
Arbeiten in 1500 Metern Tiefe hatten am Mittwoch begonnen. Sie wurden
zwischendurch stundenlang unterbrochen, um die Ergebnisse zu überprüfen.
Auf Nachfrage konnte Suttles nicht sagen, warum genau die "Top-Kill"-Methode nicht funktionierte. "Wir wissen das nicht sicher", sagte er. Das ausfließende Öl habe nicht "nachhaltig" gestoppt werden können. BP-Chef Tony Hayward hatte die Erfolgschancen der Methode auf 60 bis 70 Prozent geschätzt. Die Küstenwachen-Konteradmiralin Mary Landry sagte bei der Pressekonferenz, alle seien "sehr enttäuscht" über den Fehlschlag. Es werde weiter offensiv nach einer Lösung gesucht.
Steigrohr absägen
BP wolle nun umgehend mit einer andere
Methode beginnen, um das ausströmende Öl zumindest auffangen zu können,
kündigte Suttles an. Bei dem neuen Verfahren werde das bestehende Steigrohr
zur Quelle am Meeresgrund abgesägt. Auf die Öffnung wird eine Kuppel
gestülpt, die einen Großteil des ausströmenden Öls und Gases auffangen und
durch eine Leitung zu einem Schiff an der Meeresoberfläche leiten soll. Das
könne vier Tage dauern oder auch länger, sagte der BP-Manager. "Wir
können nicht garantieren, dass es klappt."
Scheitert auch diese Methode, könnten bis August weiter täglich zwischen 1.600 und 3.400 Tonnen Rohöl ins Meer strömen. Schon jetzt ist es die größte Ölpest in der US-Geschichte. Mehr als 240 Kilometer Küste sind bereits verschmutzt, Hunderte Vögel, Schildkröten und Meeressäuger verendet.
Explosion als Auslöser
Auslöser der Ölkatastrophe war die
Explosion der von BP betriebenen Ölbohrplattform "Deepwater Horizon"
am 20. April. Seitdem traten täglich Hunderttausende Liter Öl aus. Das
Scheitern von "Top Kill" ist ein herber Rückschlag bei der
Bewältigung der größten Ölkatastrophe in der Geschichte der USA. BP hatte
die Methode als beste Chance auf ein Verschließen des Lecks eingeschätzt.
Stattdessen sollen nun die zerstörten Ölleitungen an dem Bohrloch entfernt
und eine Kapsel über dem Loch installiert werden, durch die das austretende
Öl abgepumpt werden kann. Dies wird laut BP und Küstenwache vier bis sieben
Tage dauern.
Als weitere Alternative gilt das Bohren eines Entlastungsbohrlochs, wodurch der Druck auf das lecke Bohrloch verringert werden soll. Mit den Bohrungsarbeiten wurde zwar bereits begonnen, die Fertigstellung dürfte aber noch zwei Monate in Anspruch nehmen.