Russland brennt. Kohlenmonoxid gefährdet die Menschen in Moskau. Das Feuer im Riesenreich bedroht auch ein Atomwaffen-Forschungszentrum.
Bei der russischen Feuersbrunst ist am Samstag keine Entspannung in Sicht gewesen. Die zahlreichen Brandherde im europäischen Teil des Landes seien nach wie vor nicht unter Kontrolle, teilte das Notstandsministerium in Moskau mit. Die Meteorologen warnten, die folgenschwere Hitzewelle könne noch tagelang andauern.
Gesundheit der Menschen gefährdet
Wie die Zeitung
"Kommersant" berichtete, übertrifft in Moskau die Konzentration von
gesundheitsschädlichem Kohlenmonoxid in der Luft nach Auskunft von Experten
die Grenzwerte bereits um das Fünffache. Zahlreiche Hauptstädter trugen
Schutzmasken oder hielten sich Taschentücher vor ihr Gesicht, das Stadtbild
wurde vom Smog vernebelt. Auf den Satellitenbilder der US-Raumfahrtbehörde
NASA waren die riesigen Rauchschwaden um die Metropole deutlich zu erkennen.
Flugbetrieb eingeschränkt
Auch vor Wohnungstüren oder Büros
machten die schädlichen Partikel in der Luft keinen Halt. Bis in die Gänge
der Moskauer U-Bahn war der Rauch sichtbar. Auf dem internationalen Moskauer
Flughafen Domodedowo war der Betrieb auch am Samstag nur eingeschränkt
möglich. Die Sichtweite dort betrug gerade mal 325 Meter, wie die
Luftfahrtbehörde mitteilte. Demnach wurden 40 Flüge gestrichen, zahlreiche
weitere mussten auf andere Flughäfen ausweichen. Die Zahl der unmittelbaren
Feuertoten lag nach Angaben der Gesundheitsbehörden weiter bei 52. 471
Menschen mussten medizinisch betreut werden.
Atomwaffen-Forschungszentrum bedroht
Sorge bereite den Behörden
vor allem die Situation im Großraum Moskaus sowie in der Nähe der Stadt
Sarow mit dem wichtigsten russischen Atomwaffen-Forschungszentrum. Dort
waren bis Donnerstag vorsorglich alle radioaktiven und explosiven
Materialien geräumt worden. Wegen der Gefahr durch die Waldbrände ordnete
das russische Militär zudem die Evakuierung von Waffen- und Munitionsdepots
in der Region Moskau an.
Angesichts der Waldbrände befürchten die Behörden auch, dass in Gebieten, die bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl vor knapp einem Vierteljahrhundert verstrahlt wurden, radioaktive Stoffe freigesetzt werden könnten. Das Katastrophenschutzministerium verstärkte deshalb seine Bemühungen, die Brände in der Region Brjansk unter Kontrolle zu bekommen. Die Region, die im Westen Russlands an die Ukraine und Weißrussland grenzt, wurde im April 1986 durch die radioaktive Wolke aus dem Atommeiler Tschernobyl erheblich verseucht.