Unruhen

Brasilien: 15 Verletzte bei neuen Protesten

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Die Reformversprechen der Präsidentin beruhigten die Lage nicht.

Trotz Reformversprechen von Präsidentin Dilma Rousseff gehen die massiven Sozialproteste in Brasilien unvermindert weiter. 70.000 Demonstranten gingen am Samstagabend allein in der südöstlichen Stadt Belo Horizonte auf die Straße, bei gewaltsamen Zusammenstößen wurden dabei laut Medienberichten 15 Menschen verletzt. Drei von vier Brasilianern unterstützten nach einer Umfrage die Protestbewegung; als wichtigster Grund wurden die hohen Kosten für den öffentlichen Verkehr genannt.

Reformversprechen
Präsidentin Rousseff hatte am Freitagabend erstmals seit Beginn der Unruhen vor eineinhalb Wochen Stellung bezogen. Sie rief ihre Landsleute zur Einheit auf. Zugleich versprach sie in der Fernsehansprache mehr Anstrengungen gegen die grassierende Korruption sowie einen "großen Pakt" zur Verbesserung der öffentlichen Dienstleistungen. Die Regierung werde aber nicht einfach zusehen, wenn öffentliches und privates Gut zerstört werde, warnte sie.

Nur einen Tag später war die Wirkung verpufft. "Die WM für wen?", skandierten zehntausende Menschen in Belo Horizonte. Sie brachten damit ihre Wut über die Milliardenausgaben für die Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft in einem Jahr zum Ausdruck. Die Polizei feuerte Tränengas auf steinewerfende Demonstranten, die in den Sicherheitsbereich um das Stadion Mineirao eindringen wollten, wo Mexiko in der Confederatinos-Cup-Partie 2:1 gegen Japan gewann. "Wir sind gegen die WM, weil sie die Probleme unseres Landes maskiert", sagte der Musiker Leonardo Melo. Die Fernsehansprache Rousseffs tat er als "Rhetorik" ab, weil keine konkreten Zusagen gemacht worden seien.

In Sao Paulo zogen am Samstagabend erneut 35.000 Menschen durch die Straßen. Sie protestierten friedlich gegen eine geplante Verfassungsänderung, die die Befugnisse unabhängiger Staatsanwälte beschneiden würde. Eine Maßnahme, die als Rückschritt bei der Bekämpfung der Korruption wahrgenommen wird. In der Universitätsstadt Santa Maria, wo im Jänner fast 250 Jugendliche beim Brand in einer Disco ums Leben gekommen waren, protestierten 30.000 Menschen gegen die als unfähig wahrgenommenen Behörden.

75% unterstützen Proteste
Laut einer von der Zeitschrift "Epoca" veröffentlichten Umfrage unterstützten 75 Prozent der Befragten die Massenproteste. 77 Prozent gaben an, die teuren Fahrkarten für einen herabgewirtschafteten öffentlichen Verkehr seien das Hauptmotiv für ihren Ärger. Die politische Klasse gaben 47 Prozent als Grund an, 33 Prozent nannten die Korruption. Obwohl die hohen Ausgaben für die WM viele Brasilianer wütend machen, stehen 67 Prozent der Bevölkerung des fußballvernarrten Landes hinter der Ausrichtung.

US-Filmstar Brad Pitt sagte wegen der Sozialproteste einen Promotion-Auftritt für seinen neuen Film "World War Z" in Rio de Janeiro ab. Als Grund nannte die Produktionsfirma Paramount am Samstag "Respekt und Achtung für die brasilianische Bevölkerung in einem Moment der Unsicherheit und Reflexion". Eigentlich wollten Pitt und der Regisseur Marc Foster am Montag an der Vorpremiere des Films teilnehmen.

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