Anders Breivik schilderte, wie er Jugendliche auf der Ferieninsel exekutierte.
„Das wird jetzt entsetzlich.“ Für die Angehörigen der Opfer waren die zynischen Worte der Warnung von Oslo-Killer Anders Behring Breivik wie ein Schlag ins Gesicht. Am Freitag erlebte das Gericht in Oslo den bisher intensivsten Prozesstag im Verfahren gegen den 33-Jährigen in Oslo. Breivik gab der Staatsanwaltschaft ganz genau und minutiös Auskunft darüber, wie er die 69 Teilnehmer des Jugendcamps auf der Insel Utöya exekutierte.
Während Breivik ohne erkennbare Regung in der Stimme erzählte, wie er flüchtenden Jugendlichen von hinten in den Kopf schoss oder um ihr Leben flehende Menschen kaltblütig hinrichtete, kämpften die Angehörigen der Opfer mit den Tränen, viele umarmten sich. Aber auch die Journalisten und Juristen vor Ort mussten immer wieder tief durchatmen.
Breivik selbst erklärte, dass er sich seit 2006 für seine Taten „entmenschlicht“ hatte, wie er sich zum Monster trainierte. „Man kann niemanden töten, wenn man mental nicht vorbereitet ist.“
Breivik wollte „Al-Kaida für Christen“ aufbauen
Dann erklärte der Rechtsextreme, dass er ausgerechnet vom islamistischen Terror-Netzwerk Al-Kaida inspiriert wurde. Er erzählte, dass er die Organisation und ihre Ideologie mehrere hundert Stunden lang in Internet und Filmen studiert hatte. Breivik hatte geplant, eine Art „Al-Kaida für Christen“ aufzubauen, aber scheiterte.
Al-Kaida sei so erfolgreich, weil das Terrornetz Selbstmordattentäter einsetze. Auch er, Breivik, war bereit gewesen, am 22. Juli 2011 auf Utöya für seine Sache zu sterben. Das Problem mit den militanten Islamisten sei aber, erklärte Breivik, dass sie zu sehr auf Sprengstoff und nicht auf Amokläufe mit Schusswaffen setzten.
© APA
Als das Gericht seinen selbstproduzierten Clip zeigt, kamen Breivik die Tränen.
© AP
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Als das Gericht seinen selbstproduzierten Clip zeigt, kamen Breivik die Tränen.
oe24 berichtete LIVE - der LIVE-Ticker vom 5. Prozesstag zum Nachlesen auf der nächsten Seite.
15.59 Uhr: Das Gericht vertagt sich für eine Fortsetzung der Aussage Breiviks am Montag - den offiziell letzten Tag der Einvernahme des Killers. Es wird keinen Livestream von den Aussagen Breiviks mehr im Fernsehen geben, beschließt die Richterin.
15.53 Uhr: Breivik erklärt, wie er Rauchgranaten in ein Gebäude warf, um die Personen darin herauszuholen.
15.48 Uhr: Staatsanwalt Holden erinnert Breivik an eine seiner Aussagen - dass er nur deshalb in Utöya so viele Menschen getötet hat, weil im Radio "nur" von einem Toten bei seinem Bombenanschlag im Osloer Regierungsviertel die Rede gewesen war.
15.40 Uhr: Es habe geheißen "Auf die Knie!" und "Waffe weg". Breivik warf daraufhin seine Waffe weg.
15.38 Uhr: Das DELTA-Team habe ihn gefragt, ob er allein sei und ob er Sprengstoff bei sich habe. Dass er allein sei, glaubten sie ihm nicht sofort.
15.36 Uhr: "Ich überlegte für einen Moment, als ich sie kommen sah, ob ich schießen sollte - aber das war nicht das Ziel", so Breivik.
15.34 Uhr: Das Einsatzkommando DELTA kam auf der Insel an und nahm Breivik 5-10 Meter neben einem seiner Opfer fest.
15.31 Uhr: Einige Familienmitglieder der Opfer umarmen sich bei den Schilderungen, weinen.
15.28 Uhr: Breivik beendet seine Schilderungen von den Vorgängen auf Utöya: "Ich kann jetzt an nichts mehr denken."
15.25 Uhr: Er fährt fort in seinen Schilderungen, wie er festgenommen und für zirka 5 Stunden im Hauptgebäude von Utöya vernommen wurde.
15.23 Uhr: Breivik zeigt im Zeugenstand auf einer Karte der Insel Utöya, wo er welche Tat begangen hat.
15.20 Uhr: Er ließ "das Schicksal entscheiden" - und machte weiter. Einigen Jugendlichen rief er zu, ob sie den Terroristen gesehen hätten – um sie bewusst zu täuschen. „Dann habe ich sie erschossen. Ich habe auf alle geschossen, die sich bewegt haben."
15.17 Uhr: Kurze Zeit dachte er auch daran, sich selbst umzubringen. Doch er wollte zu seinen Taten stehen.
15.13 Uhr: Breivik hörte einen Hubschrauber über sich - er war sich sicher, dass es die Polizei war und er sterben würde.
15.08 Uhr: Dann, als er bei der Polizei durchkommt, glaubt er zunächst nicht, dass man seine Aufgabe akzeptieren sondern dass man ihn umbringen wird. "Was tun? Weitermachen, Leute umzubringen", sagt der Oslo-Killer.
15.05 Uhr: Breivik erzählt, dass er seine Mission als beendet empfunden hatte und die Polizei anrief. Auf der Notrufnummer habe er zunächst nur das Besetztzeichen gehört.
14.48 Uhr: Breivik ist zurück im Gerichtssaal.
14.37 Uhr: Die Schilderungen waren für viele Zuschauer, auch Journalisten, zu viel die Emotionen gehen hoch, viele weinen. Das Gericht macht 10 Minuten Pause.
14.36 Uhr: Auf dem "Pfad der Liebenden" auf der Insel hatten sich Jugendliche auf den Boden gelegt, flehten ihn an. Er schoss jedem einzelnen von ihnen in den Kopf.
14.35 Uhr: Eines seiner Opfer hatte einen iPod um und hörte Breivik nicht kommen. Er schoss ihn kaltblütig von hinten in den Kopf.
14.34 Uhr: "Du wirst heute sterben, Marxist!"
- schrie Breivik seine Opfer auf der Insel Utöya an.
14.31 Uhr: Breivik wollte biologische Waffen einsetzen, änderte aber seine Meinung im Verlauf der Planung. Auch seine Idee, ein großes Hakenkreuz zur Abschreckung zu tragen, verwarf er. "Sollte ich getötet werden, wollte ich nicht als Nationalsozialist gelten", erklärt sich Breivik.
14.30 Uhr: Der Killer erinnert sich: Er schoss seine Opfer in den Kopf. Auf den ersten Schuss ließ er immer einen weiteren folgen.
14.25 Uhr: In der Cafetería angekommen erinnert sich Breivik an seine Gedanken: "Ich dachte: Hier kann ich viele Menschen töten."
14.18 Uhr: Auf der Insel angekommen, habe er zuerst den außer Dienst befindlichen Polizisten und die Organisatorin des Jugendcamps erschossen. "Ich dachte. Jetzt oder nie", sagt Breivik. Die Leute, die um ihn herum gestanden waren, liefen schreiend in alle Richtungen. Dann habe er einen Jugendlichen in unmittelbarer Nähe erschossen. Er sei dem Hauptstrom der Flüchtenden in Richtung Cafeteria gefolgt, schildert Breivik.
14.04 Uhr: Breivik schildert, wie er, bekleidet mit einer falschen Polizei-Uniform, die Fähre nach Utöya nahm. Er hätte sich Sorgen gemacht, dass die Uniform nicht echt genug aussehe. Er parkte seinen Wagen außer Sichtweite, zog sich um, legte seine Munitionsweste an und brachte ein Blaulicht auf seinem Auto an. Dann ließ er sich unter dem Vorwand, wegen der Terror-Anschläge aus Sicherheitsgründen auf die Insel beordert worden zu sein, mit der Fähre übersetzen.
13.52 Uhr: Nun sind die Staatsanwälte am Wort. Sie beginnen mit der Aufarbeitung der Ereignisse auf der Insel Utöya. Breivik warnt die Zuhörer und legt ihnen nahe, den Gerichtssal zu verlassen: "Das wird jetzt entsetzlich".
13.46 Uhr: Nun sind die Gerichtspsychiater an der Reihe. Breivik erklärt, dass er seit 2006 Meditation nütze, um willentlich seine Emotionen zu unterdrücken. So könne er "Freude, Hoffnungslosigkeit, Angst und Verzweiflung" ausblenden.
13.34 Uhr: Die Ferieninsel Utöya sei das beste Ziel im Juli gewesen, behauptet Breivik. Es würden eben auch "Unschuldige" sterben, führt der Killer ohne Reue aus.
13.30 Uhr: Wie hat Breivik seine Opfer ausgewählt? Warum er Kinder und Jugendliche erschossen habe, will der Anwalt der Opfer wissen. Breivik antwortet, er habe sie für älter gehalten.
13.14 Uhr: Die Verhandlung wird fortgesetzt. Was er getan habe, um Gewalt zu vermeiden, wird Breivik gefragt. "Alles", sagt der Angeklagte und fügt hinzu, dass Gewalt nur sein letztes Mittel gewesen sei.
13.06 Uhr: Er habe sich zu der "Selbstmordaktion" am 22. Juli 2011 entschlossen, nachdem er alle "friedlichen Mittel" zur Umsetzung seiner nationalistischen Ziele ausgeschöpft habe, sagte Breivik. Er ging davon aus, selbst getötet zu werden.
12.11 Uhr: Das Gericht macht eine Pause bis 13 Uhr.
12.09 Uhr: Er wolle die norwegische Kultur beschützen, das sei "die Art wie wir sprechen und handeln", antwortet Breivik auf Nachfrage. Auch Höflichkeit und Bier seien Teil dieser "norwegischen Kultur", zu deren Schutz er sich berufen fühle.
11.56 Uhr: Die Verteidigung wollte mit den bisherigen Fragen darauf hinaus, Breivik als zurechnungsfähig darzustellen. Deshalb die vielen Fragen zum genauen Hergang der Attentate und der akribischen Planung. Schließlich darf Breivik es selbst sagen: "Ich bin nicht verrückt. Ich bin gesund." Er sei als Ultra-Nationalist ein Fundamentalist und politisch extrem, aber nicht unzurechnungsfähig.
11.46 Uhr: Ob er kein Mitleid mit den Opfern habe, fragt der Anwalt. Breivik gibt an, dass er sich Mitleid nicht leisten könne und sich deshalb mental davon abschotte - sonst würde er zusammenbrechen, behauptet er.
11.38 Uhr: Es sei nicht darum gegangen, so viele Menschen wie möglich zu töten, sondern eine Botschaft zu verbreiten, behauptet der Angeklagte. Er wollte sicherstellen, dass sein Manifest verbreitet wird.
11.28 Uhr: Nachdem die Bombe im Regierungsviertel detoniert war, habe er im Radio gehört, dass das Regierungsgebäude nicht - wie von ihm geplant - eingestürzt war. An diesem Punkt, behauptet Breivik, habe er seinen Plan neuerlich geändert und sich entschlossen, auf die Insel Utöya zu fahren. Wäre das Regierungsgebäude eingestürzt, so hätte er sich der Polizei gestellt.
11.23 Uhr: Als er mit der Bombe unterwegs in das Regierungsviertel von Oslo war, habe er festgestellt, dass auf dem Platz, an dem er den Wagen abstellen wollte, bereits ein anderes Auto geparkt hatte. Er habe also seinen ursprünglichen Plan ändern müssen, so Breivik.
11.16 Uhr: Um nicht vorzeitig entdeckt zu werden, hätte er sehr vorsichtig vorgehen müssen. Diese große Vorsicht habe ihn auch die Isolation wählen lassen, so Breivik. Niemand habe von seinen Vorbereitungen erfahren dürfen. Er habe seine Spuren im Internet verwischt.
11.10 Uhr: Al-Kaida sei die seiner Meinung nach erfolgreichste Terrorgruppe, sagt Breivik. Seine eigene Furcht vor dem Tod habe er durch Gebete und einen Kodex der Samurai zu bekämpfen versucht.
10.44 Uhr: Das Wichtigste sei ihm gewesen, Aufmerksamkeit für seine Taten zu bekommen, so Breivik. Der Schock, der Schrecken müsse möglichst groß sein, schildert der Angeklagte. Er habe sich Anleihen bei Al-Kaida genommen, und analysiert, wie die Medien auf deren Anschläge reagiert haben.
10.36 Uhr: Das Gericht macht eine kurze Pause - in wenigen Minuten geht es weiter.
10.30 Uhr: Breivik schildert seine Vorbereitungen auf das Utöya-Massaker. Zwei oder drei Wochen vorher habe er "Aufklärung" betrieben und die Gegebenheiten vor Ort ausgekundschaftet. Bezüglich seiner Ausrüstung habe er Anleihen an der Ausrüstung der Polizei und der norwegischen Antiterror-Einheit gemacht; das habe er im Internet recherchiert.
10.23 Uhr: Utöya
Nun geht es um die Insel Utöya. Auf der Ferieninsel hatte Breivik 69 Menschen erschossen. 67 der Opfer wurden von Schüssen tödlich verletzt, zwei weitere fielen von Klippen oder ertranken. Insgesamt 34 Opfer waren Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren, weitere 22 waren 18 bis 20 Jahre alt.
10.18 Uhr: Das Regierungsgebäude in Oslo, wo er später die Bombe platziert hatte, hätte laut Breiviks Berechnungen teilweise einstürzen müssen.
10.06 Uhr: Verteidiger Geir Lippestad übernimmt die Befragung. Wie war es Breivik möglich, eine Bombe zu bauen? Er habe Sprengstoffe und Chemikalien im Internet recherchiert, antwortet der Angeklagte; 2010 habe er sich ein Jahr lang intensiv mit Chemie beschäftigt. Dann erklärt er im Detail, wie er die Materialien für die Bombe beschafft und wie er sie gebaut hatte.
9.49 Uhr: Bis 2006 sei er "normal" gewesen, auch in Hinblick auf seine sozialen Kontakte, sagt Breivik. Als er mit dem "Training" begonnen, sich vorbereitet habe, da habe er sich in der Folge auch zurückgezogen. Freundschaften müsse man hinter sich lassen, wenn man "Ziele erreichen" will, so Breivik. Er habe sich "entemotionalisieren" wollen - das habe mehrere Jahre gedauert. "Man kann niemanden töten, wenn man mental nicht vorbereitet ist", sagte Breivik.
9.40 Uhr: Er sei "kein Rassist", so Breivik in seinen Ausführungen weiter. Er sei eigentlich ein "netter, sympathischer Mensch".
9.29 Uhr: Breivik schildert, wie oft er vergeblich Zeitungen und TV-Sender kontaktierte, um Dinge, die seiner Meinung nach berichtenswert gewesen wären, in die Nachrichten zu reklamieren. Seine Leserbriefe seien aber nicht veröffentlicht worden.
9.18 Uhr: Nachdem Richterin Wenche Elizabeth Arntzen die Verhandlung eröffnet hat, stellen Breiviks Verteidiger die ersten Fragen an den Angeklagten. Breivik spricht über seine Sicht des norwegischen Schulwesens. Er sehe viele "marxistische Traditionen" in Norwegen.
9.11 Uhr: Breivik ist bereits im Gericht. Er trägt einen schwarzen Anzug. Heute verzichtete der Angeklagte auf seinen rechtsextremen Gruß.
8.53 Uhr: Heute findet der fünfte Verhandlungstag im Prozess gegen Breivik statt. Die Verhandlung soll in wenigen Minuten beginnen.
Breivik: "Ich wollte alle töten"
Anders Behring Breivik schildert es emotionslos: „Das Ziel war nicht, 69 Menschen auf der Insel Utoya zu töten. Das Ziel war, alle zu töten.“ 560 Menschen waren am 22. Juli 2011 auf der kleinen Urlaubsinsel. Die meisten davon Jugendliche im Alter zwischen 15 und 19 – Teilnehmer am Treffen der sozialistischen Jugend Norwegens, potenzielle Ziele für Breivik: „Ich wollte aber keinen unter 14 töten. Die Jugendlichen haben sich aber umgedreht, ich konnte ihre Gesichter nicht sehen und ihr Alter nicht beurteilen.“
Der Massenmörder wollte das spektakulärste Massaker aller Zeiten. Erst plante er, in Oslo drei Autobomben zu zünden. Zuerst vorm Regierungsgebäude und in der Arbeiterpartei. Damit sollte die gesamte Regierung ausgelöscht werden. Dann während einer Journalisten-Konferenz „Skup“, an der auch der deutsche Aufdeckjournalist Günter Wallraff teilnahm. Zuletzt sollte im königlichen Palast eine Bombe hochgehen. Die Königs-Familie hätte er aber warnen wollen: „Ich bin Anhänger der Monarchie.“
Breivik versagte aber beim Bombenbau, schaffte „nur“ eine Höllenmaschine. Deshalb wählte er letztlich das Massaker auf der Insel Utoya: „Das war im Juli 2011 der attraktivste politische Ort.“
Töten geübt: 16 Stunden Killerspiele am Computer
Die Vorlage für seine Morde holte er sich vom PC: Bis zu 16 Stunden saß er vorm Computer, spielte „World of Warcraft“, und „Call of Duty“: „Zum Trainieren war das gut“, grinst er.
Er übte das Zielen auf Menschen, probte in einem Schießverein mit echten Waffen. Seinen Waffen gab er Namen aus der Mythologie: Das (halb-automatische) Gewehr hieß „Gungnir,“ wie der magische Speer des Gottes Odin. Die österreichische Glock–Pistole nannte er „Mjölnir“, wie der Hammer von Thor, dem Gott des Krieges. Heute wird es im Prozess noch schlimmer: Breivik wird detailliert über das Massaker von Utoya befragt.
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