"Vielleicht war das Radarbild der Boeing 737 die Ursache für das Drama", meint ein Geheimdienst-Experte. Hat eine veraltete iranische S-200-Luftabwehrrakete den Jet mit 176 Passagieren zerfetzt?
Weltweit spekulieren bereits Luftfahrtexperten über die Ursache für die schreckliche Tragödie im Iran: 176 Menschen kamen in den Trümmern der ukrainischen Boeing 737 ums Leben (wir berichteten). Und einige Indizien sprechen schon jetzt dafür, dass es KEIN technischer Defekt war, der die Maschine vom Himmel geholt hat: Erstens hat der Iran sehr, sehr rasch festgestellt, dass es "ein technischer Defekt" war, der die Boeing in einen Feuerball verwandelt haben soll. Zweitens wollen die offiziellen Stellen im Iran die Blackbox, den Flugschreiber, nicht internationalen Flugsicherheitsbehörden übergeben.
Nachrichtendienst-Experte hat einen Verdacht
Nun erhielt ÖSTERREICH einen weiteren hochbrisanten Hinweis zu einer möglichen Ursache für die Jet-Katastrophe: Ein Nachrichtendienst-Experte meinte, dass den 176 Passagieren die Radarsignatur der Boeing 737 zum Verhängnis geworden sein könnte.
Die Begründung: Bei veralteten Luftabwehr-Systemen peilt die Crew der Radarstation am Boden zwar das Ziel an, die Rakete selbst hat aber einen Zielsuchkopf, der zunächst das Radarsignal erfasst und dann das Ziel zerstört. Problem dabei: Wenn das Radar anfangs mehrere dicht beieinander fliegende Ziele anpeilt, erfasst der Zielsuchkopf jenes mit der größten Radarsignatur . . .
Wenn also ein schneller, kleiner Kampf- oder Aufklärungsjet (der USA?) zufällig in der Nähe der ukrainischen Boeing 737 operierte, erwischte die veraltete S-200-Luftabwehrrakete somit das Passagierflugzeug.
Ähnliches Drama erst im Herbst 2018 vor Syrien
Ein derartiger Fehlschuss mit tödlichen Folgen passierte erst vor 16 Monaten der syrischen Luftabwehr, ebenfalls mit einer veralteten S-200-Luftabwehrrakete: Der Fall des Abschusses eines russischen Il-20-Fernaufklärers mit 15 Crew-Mitgliedern über dem Mittelmeer zwischen Syrien und Zypern sorgte für eine schwere diplomatische Krise.
Vier F-16-Kampfjets der israelischen Luftwaffe waren nach Luftschlägen auf Ziele in Syrien ins Visier der syrischen Luftabwehr gekommen, bei ihrem Rückflug kreuzten die israelischen F-16 die Route der russischen Propellermaschine, die mit einer Länge von 36 Metern und einer Spannweite von 37,4 Metern natürlich eine wesentlich größere Radarsignatur bot. Die Folge: Eine syrische S-200-Rakete dürfte einen Propeller der Iljuschin-20 rasiert haben und mit dem 217 Kilo schweren Gefechtskopf die Maschine gerammt haben. Das russische Flugzeug fing Feuer, stürzte ab, alle 15 Crewmitglieder starben. Israels Regierung wies alle Vorwürfe zurück, dass die F-16-Piloten bewusst die große Maschine "als Deckung" benutzt hätten.
Die Fakten zum aktuellen Fall sind jedenfalls eindeutig: Die iranische Luftabwehr nutzt ebenso wie Syrien das veraltete russische Luftabwehrsystem, und die Luftabwehr-Batterien der iranischen Armee waren nach den Raketenangriffen Teherans auf US-Basen mit Sicherheit in höchster Alarmbereitschaft. Eine Situation, in der sehr schnell sehr leicht Fehler passieren.
Richard Schmitt