Trump, Obama & Co.

Carter-Begräbnis: Abschied mit fünf US-Präsidenten

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Die USA haben sich mit einem Staatsbegräbnis von dem verstorbenen Ex-Präsidenten Jimmy Carter verabschiedet.

Eine Ehrengarde trug am Donnerstag bei eisiger Kälte seinen Sarg die Steinstufen der National Cathedral in Washington hoch. Der Sarg war mit der US-Flagge bedeckt, das Sternenfeld wie von der Tradition vorgeschrieben über der linken Schulter des Verstorbenen.

Carter-Begräbnis
© APA/AFP/TING SHEN
× Carter-Begräbnis

US-Staatschef Joe Biden würdigte den Verstorbenen. Biden sagte in seiner Rede, die Freundschaft zu Carter habe ihm beigebracht, dass Charakterstärke mehr wert sei als die Titel oder die Macht, die man habe. Biden prangerte Machtmissbrauch an und mahnte, es gebe eine Verpflichtung, Hass keinen sicheren Hafen zu bieten.

Bemerkenswerte Freundschaft

Der frühere republikanische US-Präsident Gerald Ford, der unmittelbar vor Carter im Amt war und der gegen den Demokraten bei der Wahl 1976 verloren hatte, hinterließ nach seinem Tod 2006 eine vorbereitete Trauerrede für Carter. Dessen Sohn Steven las sie vor. Die beiden pflegten eine bemerkenswerte Freundschaft, nachdem sie im Wahlkampf Rivalen waren - undenkbar im heutigen, tief gespaltenen US-Politikbetrieb. Die Rede schloss mit den Worten: "Was mich betrifft, Jimmy, so freue ich mich auf unser Wiedersehen, wir haben uns viel zu erzählen."

Fünf Präsidenten bei Feier

In der Kathedrale versammelten sich alle fünf noch lebenden ehemaligen und amtierenden Präsidenten sowie hunderte weitere Ehrengäste, um dem Demokraten die letzte Ehre zu erweisen. Nach der Trauerfeier sollte sein Leichnam in seine Heimatstadt Plains im Bundesstaat Georgia überführt werden.

An der Trauerfeier nahmen unter anderem der scheidende Präsident Biden mit Ehefrau Jill teil, wie auch sein designierter Nachfolger Donald Trump und dessen Gattin Melania. Der Republikaner saß neben dem Demokraten Barack Obama, zu dessen Rechten wiederum George W. Bush mit Ehefrau Laura sowie Bill und Hillary Clinton. Auch Vizepräsidentin Kamala Harris und ihr Ehemann Douglas Emhoff sowie frühere Inhaber dieses Amtes wie Al Gore und Mike Pence nahmen teil. Aus dem Ausland war etwa Ministerpräsident Justin Trudeau aus Kanada angereist. Vor der Zeremonie war Carters Sarg zwei Tage lang in der Rotunde des Kapitols aufgebahrt worden, wo zehntausende Bürger von ihm Abschied nahmen. Viele sprachen vom Ende einer Ära.

Carter-Begräbnis
© APA/AFP/MANDEL NGAN
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Carter war am 29. Dezember im Alter von 100 Jahren gestorben. Kein ehemaliger US-Präsident hatte zuvor ein solches Alter erreicht. Zuletzt war er im November 2023 in der Öffentlichkeit zu sehen. Der 39. Präsident diente eine Amtszeit von 1977 bis 1981, die geprägt war von wirtschaftlichen Herausforderungen. In der Außenpolitik trug Carter mit dem Camp-David-Abkommen von 1978 zur Annäherung zwischen Ägypten und Israel bei. Derartige Erfolge wurden von der Geiselnahme in der US-Botschaft in Teheran 1979 überschattet. In den 44 Jahren nach seiner Präsidentschaft widmete er sich insbesondere humanitären Projekten. Im Jahr 2002 erhielt er den Friedensnobelpreis.

Trump ärgert sich über Trauerbeflaggung und Panama-Kanal

Am Dienstag wurde der Leichnam dann in die US-Hauptstadt geflogen, der Sarg wurde im Kapitol aufgebahrt. Die Zeichen der Trauer werden aber noch über Donnerstag hinaus zu sehen sein. Der scheidende US-Präsident Joe Biden hat für 30 Tage Trauerbeflaggung angeordnet, was auch bedeutet, dass die Flaggen am Tag der Vereidigung seines Nachfolgers Trump auf halbmast wehen werden, worüber sich der Republikaner öffentlich echauffiert.

Für Carter hatte Trump zuletzt ohnehin wenig nette Worte übrig. Er kritisierte, dass der Panama-Kanal 1914 "mit enormen Kosten für die USA" gebaut und dann von Präsident Carter "törichterweise weggegeben" worden sei. Nun fordert er, dass die USA wieder die Kontrolle über eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt übernehmen sollen. Panamas Regierung weist das zurück.

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