Laut einem deutschen Geologe wurde zu viel aus der Mine herausgeholt.
Zwei vermeidbare Fehler haben nach Einschätzung des deutschen Geologen Wolfgang Griem das Minenunglück in der chilenischen Atacama-Wüste ausgelöst. Aus der Kupfer- und Goldgrube San Jose sei einfach zu viel herausgeholt worden. Außerdem seien die Stollen nicht genügend abgestützt worden. "Es war eine absehbare Katastrophe", sagte der aus Hamburg stammende Direktor des geologischen Instituts an der Universität von Atacama in Copiapo am Donnerstag (Ortszeit).
Um Sicherheit schlecht bestellt
Bei dem Einsturz eines Stollens am 5. August waren 33 Bergleute verschüttet worden, die erst nach mehr als zwei Monaten am Mittwoch in der aufwendigsten Rettungsaktion in der Geschichte des Bergbaus wieder an die Oberfläche geholt werden konnte.
Im chilenischen Bergbau gebe es drei Klassen: die großen Minenunternehmen, bei denen erstklassige Sicherheitsstandards wie in Kanada oder Australien gelten würden. Dann die mittleren Bergbaubetriebe, wo die Technik nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand sei und schließlich ganz kleine Minen, wo es um die Sicherheit ganz schlecht bestellt sei, sagte der Wissenschafter.
Kleine Minen gefährlich
In San Jose sei - vereinfacht ausgedrückt - auch der Fehler begangen worden, das metallhaltige Gestein direkt aus dem immer weiter in die Tiefe vorgetriebenen Schächten abzubauen. Bei modernen Minen befänden sich die Zufahrtsstollen hingegen außerhalb des Bereichs, in dem Erze abgebaut werden. Von den Hauptstollen werde dann in die Abbaubereiche hineingearbeitet. "Das ist natürlich teurer, aber auch sicherer", sagte Griem.
Bei den ganz kleinen Minen handle es sich um kleine Gänge, in denen nur vier bis sechs Arbeiter unter extremen Bedingungen schufteten. Bei nur fünf Prozent Arbeitslosigkeit könnten diese Kumpel auch andere Arbeit finden. "Aber das ist oft Teil der Familientradition, wo schon Vater und Großvater Bergmänner waren", sagte Griem. Die Kumpel, die auf eigene Faust und Rechnung in solchen Minen arbeiteten, kämen bei den derzeit hohen Weltmarktpreisen für Kupfer und Gold auf verhältnismäßig gute Gehälter von durchschnittlich etwa 1.000 Euro pro Monat.