Gegenseitiges Vertrauen soll die Lösung zahlreicher Konflikte ermöglichen.
Großer Aufwand für den größten Rivalen und wichtigsten potenziellen Partner: US-Präsident Barack Obama gibt sich alle Mühe, den chinesischen Staatschef Hu Jintao mit allen diplomatischen Ehren zu empfangen. Am Nachmittag war ein Treffen mit hochrangigen US-Wirtschaftsführern geplant, bevor am Abend das erste Staatsbankett für einen chinesischen Präsidenten seit zwölf Jahren beginnen sollte.
Vertrauen gesucht
Beide Staaten suchen Kompromisse in Fragen der Wirtschaft und der Sicherheit. Zunächst geht es vor allem darum, Vertrauen aufzubauen, denn in der jüngsten Zeit hat es reichlich Stoff für Konflikte und Misstrauen gegeben. Obama und Hu müssen aber zugleich darauf achten, ihre Bürger zu Hause nicht zu verärgern.
China selbstbewusst
Die Beziehung beider Staaten wurde durch ein deutlich selbstbewussteres Auftreten Chinas belastet. So zeigte Peking in Fragen des Klimaschutzes Washington die kalte Schulter, tat anfangs kaum etwas, um seinen Verbündeten Nordkorea zu bändigen und reagierte unbeeindruckt auf Forderungen, Ungleichgewichte im Handel zu begrenzen. Hu selbst sagte, die Dominanz der amerikanischen Währung sei ein "Produkt der Vergangenheit". Die USA ihrerseits reizten China mit Waffenverkäufen an Taiwan und einer Einladung des tibetischen Exil-Oberhaupts Dalai Lama ins Weiße Haus.
Obama mit härterer Gangart
Zuletzt näherten sich beide Staaten aber wieder leicht an. Peking nahm offenbar mäßigenden Einfluss auf Pjöngjang. Obama gab sich alle Mühe, die harschen Vorwürfe an China, die einige US-Politiker vorbringen, mit diplomatischer Freundlichkeit zu konterkarieren. Allerdings bekräftigte der US-Präsident die langjährigen amerikanischen Forderungen an China. Peking solle politische Gefangene freilassen, die Märkte für US-Importe öffnen und ihre Währung aufwerten. Aus US-Kreisen verlautete, Obama wolle jenseits der Respektbekundungen für den chinesischen Präsidenten eine härtere Gangart als bisher einschlagen und alle Streitfragen offen ansprechen, auch die Menschenrechte.
Das erste der beiden Abendessen von Obama und Hu fand am Dienstagabend in kleinem Rahmen im Old Family Dining Room des Präsidentensitzes statt. An dem Treffen nahmen auch Außenministerin Hillary Clinton und Obamas Nationaler Sicherheitsberater Tom Donilon teil. Hu wurde von zwei Beratern begleitet. Er war am Dienstag (Ortszeit) in Washington eingetroffen, US-Vizepräsident Joe Biden begrüßte ihn am Flughafen.
Von einem erfolgreichen Besuch bei der Supermacht USA würde vermutlich auch der Ruf Hus zu Hause profitieren. Schließlich will sich der chinesische Präsident Ende 2012 in den Ruhestand verabschieden und seinen politischen Schützlingen zu einflussreichen Ämtern verhelfen. Der aufwendige Empfang in Washington ist wichtig für ihn, weil in China formale Ehrerbietung generell eine größere Rolle spielt als im Westen.