Sie ist die erste Frau in der US-Geschichte mit der Chance auf das höchste Staatsamt.
Hillary Clinton schreibt Geschichte: Die frühere Außenministerin ist von den US-Demokraten offiziell zur Präsidentschaftskandidatin gekürt worden - und damit die bisher erste Frau mit realistischen Aussichten auf das höchste US-Staatsamt. Ihre erste Reaktion auf ihre Nominierung bestand aus nur einem Wort: "Geschichte", schrieb die 68-Jährige am Dienstagabend (Ortszeit) im Kurznachrichtendienst Twitter.
History. pic.twitter.com/1ayWTx8SPH
— Hillary Clinton (@HillaryClinton) 26. Juli 2016
Clinton ist die erste Frau in der 240-jährigen Geschichte des Landes, die von einer der großen Parteien in das Präsidentschaftsrennen geschickt wird. Für ihre Nominierung hat sie seit langem gekämpft. Vor acht Jahren war sie aber noch im internen Wettbewerb der Demokraten gegen den späteren Präsidenten Barack Obama unterlegen.
Schwelle deutlich überschritten
Bei der Parteitagsabstimmung in Philadelphia erhielt Clinton 2.842 Delegiertenstimmen, womit sie deutlich über der bei 2.382 Stimmen liegenden Schwelle zur erforderlichen absoluten Mehrheit lag. Der linksgerichtete Senator Bernie Sanders, der sich in den Vorwahlen eine hitzige Auseinandersetzung mit Clinton geliefert hatte, kam auf 1.865 Stimmen.
An der Kür Clintons hatte kein wirklicher Zweifel bestanden - nicht nur, weil sie die Vorwahlen gewonnen, sondern auch weil sie die große Mehrheit der sogenannten Superdelegierten hinter sich hatte. Dies sind aktuelle oder frühere Amtsträger der Partei, die in ihrem Votum frei, also nicht an die Vorwahlergebnisse gebunden waren.
Clinton wird bei der Wahl am 8. November gegen den rechtspopulistischen Immobilienmilliardär Donald Trump antreten. Dieser war vergangene Woche von einem Parteitag der Republikaner nominiert worden.
Demonstration der Geschlossenheit
Die Stimmen für die Nominierung wurden nacheinander in der alphabetischen Reihenfolge der Bundesstaaten und US-Territorien abgerufen. Dabei fiel dem bevölkerungsarmen Staat South Dakota die Rolle zu, jene Stimmen abzugeben, die Clinton schließlich über die Schwelle der absoluten Mehrheit hoben.
In einer hochsymbolischen Demonstration der Geschlossenheit stellte dann wenig später Clintons Ex-Rivale Sanders den Antrag, die Nominierung Clintons per Akklamation zu bestätigen. Ein lautes "Aye!"("Ja!") schallte daraufhin durch den Saal. In einem ähnlichen Akt hatte vor acht Jahren die unterlegene Clinton den Parteitag aufgerufen, die Nominierung Obamas zu bestätigen.
Stimmung entschärft
Insgesamt verlief der zweite Tag der Versammlung deutlich harmonischer als der Auftakt. Am Montag hatten zahlreiche Sanders-Anhänger ihren Unmut über die Kandidatin lautstark zum Ausdruck gebracht. Zwar brachen auch am Dienstag immer wieder Sanders-Anhänger in stürmische "Bernie, Bernie"-Sprechchöre aus. Doch das Votum zur Kür Clintons verlief dann ungestört.
Zur Entschärfung der Stimmung hatte nicht nur Sanders beigetragen, der in einer Rede am ersten Abend für Clinton geworben hatte. Auch die Präsidentengattin Michelle Obama pries in eindringlichen Worten die Kompetenz und Charakterstärke der früheren Außenministerin, Senatorin und First Lady.
Nach der Nominierung Clintons tanzten dann Delegierte zu einer Cover-Version von Pharell Williams' Welthit "Happy" und warfen Schilder mit einem großen "H" in die Luft. "Dies ist historisch, ich habe es noch gar nicht richtig erfasst", sagte die Senatorin Tammy Baldwin. Am Donnerstag will Clinton in einer Rede zum Parteitagsabschluss die Nominierung feierlich akzeptieren.