Nordkorea setzt derweil weiter auf seine Trumpfkarte.
Nordkorea hat am Mittwoch südkoreanischen Arbeitern den Zugang zum gemeinsam mit dem Süden betriebenen Industriepark Kaesong im Grenzgebiet gestattet. Ein Sprecher des Einheitsministeriums in Seoul erklärte, die Regierung in Pjöngjang habe die Zugangserlaubnis für die Arbeiter übermittelt. Noch am Dienstag hatte der kommunistische Norden alle Beziehungen zu Südkorea für gekappt erklärt, nachdem die Regierung in Seoul im Streit über die Versenkung eines ihrer Kriegsschiffe Nordkorea mit Sanktionen belegt hatte.
Spannungen belasten Märkte
Analysten sagten, das Verhalten
Nordkoreas zeige, dass das verarmte Land sehr vorsichtig bei Maßnahmen sei,
die ihm materiell schaden könnten. "Nordkorea schließt Kaesong noch nicht
sofort, weil es diese Trumpfkarte noch im Ärmel braucht," sagte Jang
Cheol-hyeon vom Institut für nationale strategische Sicherheit. In dem
Industriepark beschäftigen südkoreanische Unternehmen rund 40.000
Niedriglohnarbeiter aus Nordkorea. Die Löhne zahlt Südkorea direkt an die
Regierung Nordkoreas. Damit ist Kaesong eine der wenigen legalen
Devisen-Einnahmequellen für Nordkorea.
Die Spannungen in Korea belasteten auch am Mittwoch die Märkte in Fernost. Allerdings zeigten sich sowohl der Aktienmarkt in Seoul als auch die südkoreanische Währung Won relativ robust. Nach anfänglichen Gewinnen gaben die Kurse im Verlauf aber leicht nach.
Clinton in Seoul eingetroffen
Auslöser der Spannungen war die
Untersuchung einer internationalen Expertenkommission, die zu dem Schluss
kam, dass ein nordkoreanisches U-Boot Ende März die Korvette "Cheonan" mit
einem Torpedo versenkt hatte. 46 südkoreanische Seeleute kamen dabei ums
Leben. Die Regierung in Seoul stützt sich bei ihren Strafmaßnahmen wie etwa
Handelsbeschränkungen auf den Bericht, der Norden weist ihn als fingiert
zurück.
US-Außenministerin Hillary Clinton ist am Mittwoch zu Gesprächen über den sich zuspitzenden Konflikt in Seoul eingetroffen. Bei den Treffen zwischen Clinton und ihrem südkoreanischen Kollegen Yu Myung-hwan sowie Präsident Lee Myung-bak stehen die Behandlung der Krise und das Vorgehen gegen Nordkorea im Mittelpunkt.
Friedensappell von China
Auch dürfte Clinton während ihres
Kurzbesuchs die Unterstützung der US-Regierung für Seoul bekräftigen.
Clinton hatte zuvor in Peking mit der chinesischen Führung eine intensive
Diplomatie für eine gemeinsame Antwort auf Nordkoreas "Provokation"
vereinbart.
Am Mittwoch erneuerte das chinesische Außenministerium den Appell an Nord- und Südkorea zur Mäßigung. "Wir haben immer darauf gesetzt, dass Dialog besser als Konfrontation ist", sagte Vize-Außenminister Zhang Zhijun.