Düstere Prognose
Club of Rome sagt Revolution voraus
07.05.2012
Wie wird die Erde im Jahr 2052 aussehen? Der Report gibt wenig Hoffnung.
Bereits mit Mitte 20 hat der Norweger Jorgen Randers am Club-of-Rome-Bericht "Die Grenzen des Wachstums" von 1972 mitgeschrieben. Jahrzehnte später, als 66-Jähriger, warnt er erneut vor dem Überschreiten vieler Grenzen der Natur - in dem Folgereport "2052".
In dem neuen Bericht mit dem Titel "2052: Eine globale Vorhersage für die nächsten 40 Jahre" präsentiert Randers auch 35 Ausblicke von international führenden Experten. Diese und weltweite Statistiken flossen in seine Zukunftsmodelle ein.
Dürren, Fluten, Wirbelstürme
Der Ausstoß von Treibhausgasen wird demnach noch bis 2030 steigen. Daher werde sich die Erdtemperatur nach 2052 auch um mehr als zwei Grad erwärmen. Es werde mehr Dürren, Fluten und verheerende Wirbelstürme geben. "Und im Jahr 2052 wird die Welt mit Schrecken auf weitere Änderungen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts blicken", fährt Randers fort. "Der sich selbst verstärkende Klimawandel wird die Sorge Nummer 1 sein." Das Treibhausgas Methan werde aus der auftauenden Tundra entweichen und die Erde weiter aufheizen, worauf noch mehr Permafrostboden in der Tundra auftaue.
Mehr Armut im Westen
Bis 2052 werde es weniger Armut in den Entwicklungsländern, jedoch mehr Armut und Ungleichheit in den Industriestaaten und überall mehr Umweltzerstörung geben, schreibt der argentinische Investmentmanager Carlos Joly in seinem Ausblick für den Report "2052". Zugespitzt gesagt sei der Grund für den Niedergang im Westen der "Triumph des Finanzkapitalismus". In der Berechnung des Bruttoinlandsproduktes fehlten Vermögenswerte der Umwelt wie Wasserressourcen, Bodenfruchtbarkeit, Lebensqualität und stabiles Klima. Kurz: Die Gewinnberechnung müsse sich ändern.
Der Wirtschaftsexperte Chandran Nair aus Malaysia kritisiert den "fast religiösen Glauben" des Westens an freie Märkte und warnt davor, Asien als Motor für das eigene Wachstum zu sehen und zu wirtschaften wie bisher. Stattdessen müsse der Konsum auf ein Maß gebracht werden, das die Erde nicht ausbeute.
Revolution
Der jungen Generation werde der Geduldsfaden reißen, weil sie nicht länger die Umweltlasten der alten tragen wolle, schreibt das österreichische Club-of-Rome-Mitglied Karl Wagner in dem Bericht. Er sagt eine Revolution in den 2020er Jahren voraus - vergleichbar mit der von 1848 gegen das feudale Herrschaftssystem. So werde die Kultur des Konsums umschwenken auf nachhaltigeres Wirtschaften.
Weltbevölkerung nimmt ab
Die Bevölkerung wird Randers zufolge nicht so stark wachsen wie gedacht. Sie wird bis Anfang der 2040er Jahre 8,1 Milliarden Menschen erreichen und dann abnehmen. Grund: Die Menschen lebten zunehmend in Städten, und Frauen erhielten mehr Bildung. Mit der Verbreitung von Bildung und Verhütungsmethoden werde bald jedes Paar über seine Kinderzahl entscheiden können. In den Megastädten bedeute ein Kind, einen Mund mehr zu füttern statt eine Hilfe mehr auf dem Acker.
Randers glaubt dagegen nicht mehr an rechtzeitige Besserung: Die Menschheit werde sich nicht schnell genug ändern. Auch die komplexen und zeitraubenden Entscheidungsprozesse in Demokratien würden das verhindern. Es nütze jedoch nichts, zu verzweifeln. Dass er selbst die Hoffnung nicht aufgegeben hat, zeigt sein Schlussstatement: "Bitte helft, meine Vorhersage falsch werden zu lassen. Zusammen können wir eine viel bessere Welt schaffen."
Club of Rome
Der "Club of Rome" ist ein Zusammenschluss von Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft. Die gemeinnützige Organisation mit rund 100 Mitgliedern aus mehr als 30 Ländern setzt sich für eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft der Menschheit ein. Sie will das Bewusstsein für die komplexen Probleme der Erde und mögliche Lösungen fördern.
Mit ihren Projekten und Veröffentlichungen versucht sie, Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft etwa auf die zunehmende Armut in den Entwicklungsländern, das rasante Bevölkerungswachstum und die globalen Umweltprobleme aufmerksam zu machen. Der Club wurde 1968 auf Initiative des italienischen Industriellen Aurelio Peccei (1908-1984) und des schottischen Wissenschafters Alexander King (1909-2007) in Rom gegründet. Aufsehen erregte er 1972 mit dem Bericht "Die Grenzen des Wachstums". Das Werk rief die Knappheit der Rohstoffe ins Bewusstsein und löste eine weltweite Debatte aus.