Concordia-Kapitän

Wirbel um bezahltes Schettino-Interview

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Kapitän soll von Berlusconi-Sender 50.000 Euro kassiert haben.

In Italien gibt es eine heftige Diskussion über ein Interview des Kapitäns des vor der italienischen Insel Giglio havarierten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" mit dem Fernsehsender Canale 5. Der Sender der TV-Gruppe Mediaset unter Kontrolle des Ex-Premiers Silvio Berlusconi soll Informationen zufolge 50.000 Euro für das Interview bezahlt haben. Die Gerüchte, die von Mediaset nicht kommentiert wurden, lösten heftige Proteste aus.

"Es ist absurd, dass Schettino 50.000 Euro für ein Interview bekommt. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Passagiere, die ihr Leben riskiert haben, eine Entschädigung von lediglich 14.000 Euro erhalten haben. Wir fragen uns, ob wir die Stimme einer Person hören wollen, die ganz Italien in Verruf gebracht hat", sagte Massimiliano Dona vom Konsumentenschutzverband UNC.

"Banaler Unfall"
Im Interview in der Canale 5-Sendung "Quinta Colonna" bezeichnete der 52-jährige Schettino das Schiffsunglück als "banalen Unfall", der wegen einer Serie von Zwischenfällen in einer Tragödie endete. Es hätten sowohl Menschen als auch die Technik zeitgleich versagt, sagte der Kapitän, der am vergangenen Donnerstag aus dem Hausarrest entlassen wurde. Zugleich gab er an, er habe zum Zeitpunkt des Unfalls nicht die Kontrolle über das Schiff gehabt, andere Crew-Mitglieder hätten die Navigation geleitet. Er selber sei wegen eines Anrufes abgelenkt gewesen.

Schettino erklärte, er wolle die Angehörigen der Opfer treffen. "Es ist normal, dass die Opfer auf meinem Gewissen lasten. Ich kann absolut nicht akzeptieren, was geschehen ist. Doch ich muss stark genug sein, um damit zu leben", sagte der Kapitän, der in der Ortschaft Meta di Sorrento südlich von Neapel lebt.

Der Kapitän bestritt, dass er aus Angst vor dem Ausmaß der Tragödie das Schiff verlassen habe und flüchten wollte. "Das sind alles Lügen. Ich hätte am liebsten mit meinen eigenen Händen das Schiff gestützt, doch es war nicht möglich. Daher habe ich mit dem Handy um Hilfe gebeten", erklärte der Kapitän.

Opfer-Angehörige fassungslos
Schettinos Interview, das Canale 5 Rekordeinschaltquoten bescherte, löste heftigen Protest bei den Angehörigen der Todesopfer aus. Aus dem Interview gehe klar hervor, dass Schettino den Schmerz der Angehörigen nicht begreife, sagte Susy Albertini, Mutter der fünfjährigen Dayana, dem jüngsten Concordia-Opfer. "Ich verstehe Schettinos Aussagen nicht. Seine Art, von der Tragödie zu sprechen, ist banal und oberflächlich. Es ist, als würde er nicht begreifen, dass er den Tod von 32 Personen verursacht hat", kommentierte Elio Vincenzi, Ehemann der bei der Havarie ums Leben gekommenen Maria Grazia Vincenzi.

Der ermittelnde Staatsanwalt Francesco Verusio, warf Schettino Widersprüchlichkeiten vor: "Alles war seine Verantwortung. Jetzt stellt er sich als perfekter Kommandant dar, der sich nichts vorzuwerfen hat. Das ist unfassbar."

Das Kreuzfahrtschiff war am 13. Jänner mit etwa 4.200 Menschen an Bord auf einen Felsen gelaufen und gekentert. 30 Menschen kamen dabei ums Leben. Zwei Passagiere werden immer noch vermisst. An Bord befanden sich 77 Österreicher.
 

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