16 Jahre Haft nach Unglück
"Costa Concordia"-Kapitän muss ins Gefängnis
12.05.2017
Der ehemalige italienische Kapitän wurde zu 16 Jahren Haft verurteilt.
Mehr als fünf Jahre nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" vor der toskanischen Insel Giglio mit 32 Toten ist Kapitän Francesco Schettino am Freitag rechtskräftig zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Damit wurde die erst- und zweitinstanzliche Strafe von 16 Jahren und einem Monat Haft vom Obersten Gericht de facto bestätigt, zu der Schettino 2015 und 2016 verurteilt worden war.
"Schettino ist gekreuzigt worden"
Da das Urteil rechtskräftig ist, muss Schettino nun seine Strafe antreten. Nach Angaben seiner Anwälte stellte sich der 56-Jährige noch am Abend in der römischen Strafanstalt Rebibbia den Behörden. Schettino hatte unweit des Gefängnisses auf das Urteil gewartet.
Sein Anwalt Donato Laino erklärte, er wolle die Urteilsbegründung prüfen. Danach könnte der Gang zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte möglich sein. Schettino habe zwar Fehler gemacht, er sei jedoch nicht für alles verantwortlich, was man ihm vorwerfe. "Schettino ist gekreuzigt worden", sagte der Anwalt.
Anwälte begrüßen Urteil
Die Rechtsanwälte der Familien der Todesopfer begrüßten das Urteil. Es sei an der Zeit, dass Schettino für sein Verhalten in der Unglücksnacht bezahle, sagten sie. Die Richter des Obersten Gerichts hatten jedoch die Forderung der Staatsanwaltschaft von Florenz abgelehnt, die 27 Jahre Haft für Schettino empfohlen hatte.
Auch der Staatsanwalt der toskanischen Stadt Grosseto, Francesco Verusio, der die Ermittlungen nach der Havarie geführt hatte begrüßte das Urteil. "Das Urteil bezeugt, dass die Staatsanwaltschaft gut gearbeitet hat, auch wenn es mir menschlich für Schettino leid tut", kommentierte Verusio.
"Kapitän Feigling"
Schettino, der nach dem Unglück im Jänner 2012 einige Tage in Untersuchungshaft und fast sechs Monate unter Hausarrest verbracht hatte, wurden mehrfache fahrlässige Tötung, das vorzeitige Verlassen des Schiffes während der Evakuierung, die Verursachung von Umweltschäden und falsche Angaben an die Behörden vorgeworfen. Der Ex-Kapitän war nach der Havarie in Italien heftig kritisiert und als "Kapitän Feigling" verspottet worden.
Die "Costa Concordia" hatte im Jänner 2012 vor der Insel Giglio einen Felsen gerammt und war gekentert. 32 der mehr als 4.200 Menschen an Bord kamen dabei ums Leben. An Bord befanden sich auch 77 Österreicher, die sich alle retten konnten - unter ihnen der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden.