Nichts beschreibt den Horror von Mossul besser als das Schicksal der 14-jährigen Dalal.
Die Ex-IS-Hochburg Mossul im Irak ist von der Killertruppe befreit. Jetzt sprechen die Opfer. Bild-Reporter Paul Ronzheimer und Claas Weinmann trafen das Mädchen Dalal im zerbombten Haus ihrer Eltern in West-Mossul. Sie erzählt: „Wir wollten flüchten, weil IS-Scharfschützen sich in unserem Haus versteckt haben“.
Mit ihrer Familie wollte sie raus aus der Stadt und lief direkt ins Feuer der anrückenden Irak-Armee: „Wir wurden getroffen, irgendwann bin ich aufgewacht und habe gesehen, dass ich keine Hand mehr habe, sie hing nur noch an der Haut.“
Dalal überlebte. Ihre große Schwester, ihr Bruder und ihre Nichte wurden getötet. Vater, Mutter und Schwester Malak (4) waren verletzt.
Flucht: »Vater schleppte uns von Haus zu Haus«
Schutzschild. Nach der Entlassung aus dem Not-Spital ging der Horror weiter. Raketen aus US-Jets. Artilleriefeuer der irakischen Armee. Dalal konnte gerade wieder gehen: „Dann hat ISIS uns aus dem Haus getrieben“. Als lebende Schutzschilde. Nur ihre Mutter musste bleiben: „Mein Vater brachte mich und meine kleine Schwester von Haus zu Haus, um irgendwie zu entkommen. Als wir es fast geschafft haben, wurden wir von ISIS beschossen“. Sie wurde am Bein getroffen, ihre kleine Schwester trafen sieben Kugeln am ganzen Körper. Ihr Vater erlitt einen Bauchschuss, starb. Die beiden Mädchen haben irgendwie überlebt: „Wie“, sagt Dalal, „wissen wir nicht“.
Wunsch. Heute leben Dalal und Malak wieder in ihrer Hausruine in West-Mossul. Auch ihre Mutter hat überlebt, obwohl ihr Haus von einer US-Rakete getroffen wurde. „Ich möchte ein normales Leben führen“, sagt sie: „Vielleicht bekomme ich auch eine neue Hand.“
(wek)