Angriff auf Muslime
Das ist der Terror-Raser von London
19.06.2017
Minivan-Fahrer verletzte zehn Mitglieder einer muslimischen Gemeinde.
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Mit einem Lieferwagen hat ein Mann in London zehn Mitglieder einer muslimischen Gemeinde verletzt. Der 48-Jährige war in der Nacht zum Montag in eine Menschenmenge in der Nähe eines Gebetshauses gerast, die Polizei behandelt die Tat als Terrorangriff. Der Täter wurde festgenommen und steht unter dem Verdacht des versuchten Mordes, weitere Verdächtige gibt es nicht.
Ob ein vor Ort gestorbener Mann als Folge des Angriffs umkam, war nach Angaben der Polizei zunächst unklar - er bekam demnach schon vorher Erste Hilfe.
Die Gemeindemitglieder waren während des Fastenmonats Ramadan nach dem Ende eines Gebets im Stadtteil Finsbury Park auf der Straße. Acht der Opfer mussten nach Polizeiangaben im Krankenhaus behandelt werden. Wie schwer sie verletzt waren, war zunächst nicht bekannt. Scotland-Yard-Chefin Cressida Dick kündigte an, zusätzliche Beamte einzusetzen - auch in der Nähe von muslimischen Einrichtungen.
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"Ich habe meinen Teil getan"
Das Motiv des Täters war zunächst unklar, Waffen hatte er nach Angaben der Polizei nicht dabei. Er sollte unter anderem auf seine psychische Gesundheit untersucht werden. Dem Leiter muslimischen Gebetshauses zufolge soll er gerufen haben: "Ich habe meinen Teil getan", anderen Zeugen zufolge soll er gesagt haben, er wolle Muslime töten.
Seit März war Großbritannien dreimal von Terroranschlägen erschüttert worden. In Manchester hatte ein Selbstmord-Attentäter Ende Mai nahe einem Pop-Konzert 22 Menschen getötet. In London töteten Terroristen im März und Anfang Juni insgesamt mindestens 13 Menschen. Die Londoner Polizei hatte nach den jüngsten Anschlägen mehr islamfeindliche Vorfälle registriert als üblich.
Entsetzen über Attacke
Premierministerin May sprach von einem "schrecklichen Zwischenfall" und berief eine Krisensitzung ein. Ex-Premierminister David Cameron nannte die Tat auf Twitter eine "entsetzliche terroristische Attacke auf friedlich betende Muslime". Auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan bewertete die Tat als zielgerichtete Attacke: Es handle sich um einen "fürchterlichen Terroranschlag auf unschuldige Menschen". Manchesters Bürgermeister Andy Burnham schrieb: "Wir werden weiter zusammenstehen gegen Extremisten, die einen Teufelskreis der Gewalt wollen."
Auch außerhalb Großbritanniens löste die Attacke Entsetzen aus. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte in Berlin, es spreche einiges dafür, dass es eine "Tat aus blindem Hass" sei. Der EU-Chefunterhändler für die Verhandlungen über einen britischen EU-Austritt, Michel Barnier, und der britische Brexitminister David Davis sprachen den Opfern und ihren Familien ihr Mitgefühl aus.
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Die Einsatzkräfte hatten nach eigenen Angaben gegen 00.20 Uhr (Ortszeit) die ersten Notrufe vom Ort des Geschehens in der Seven Sisters Road erhalten. Unmittelbar nach der Tat soll der Imam der Gemeinde den Fahrer des Lieferwagens festgehalten und zugleich vor wütenden Umstehenden beschützt haben. Mohammed Mahmoud "hielt ihn mit zwei oder drei anderen in Schach und übergab ihn der Polizei, als sie kam", sagte Toufik Kacimi, der Leiter des Gebetshauses, der Nachrichtenagentur PA.
#Londres #Uk || Una #furgoneta #atropelló a varias personas cerca de la #mezquita #Finsbury Una persona ha sido detenida.[#UnitedKingdom] pic.twitter.com/oMTDQEpoC0
— Noticias Bolivia (@BoliviaMundNews) 19. Juni 2017
Es seien so viele Menschen auf der Straße gewesen, weil eines der Gemeindemitglieder krank geworden sei und Hilfe gebraucht habe. Der Imam habe den Fahrer als "sehr gewalttätig und aggressiv" beschrieben, sagte Kacimi weiter.
Das Gebetshaus verurteilte den Vorfall: "Wir haben über Jahrzehnte sehr hart für eine friedliche und tolerante Gemeinschaft hier in Finsbury Park gearbeitet und verurteilen schärfstens jeden Akt des Hasses, der versucht, unsere wunderbare Gemeinschaft zu spalten", heißt es in einer Mitteilung, die das Muslim Welfare House im Internet veröffentlichte.
Corbyn will Moschee besuchen
Großbritanniens Oppositionsführer Jeremy Corbyn zeigte sich geschockt von "dieser entsetzlichen und grausamen Attacke (...)", wie er am Montagmorgen im Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte. Er sprach den Familien und Freunden des getöteten Mannes sein Beiland aus und kündigte an in dem betroffenen Gotteshaus zu beten. Der Vorsitzende der oppositionellen Labour-Partei ist Wahlkreisabgeordneter des Londoner Stadtteils, in dem der Angriff passierte. Er wolle die Moschee am Montag zusammen mit dem Vorsitzenden der Bezirksverwaltung besuchen.
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Die EU-Kommission verurteilte die Attacke auf Menschen in der Nähe einer Moschee in London scharf. "Jenen, die unsere Gemeinschaften spalten wollen, müssen wir uns mit Einigkeit entgegenstellen", erklärte Kommissar Dimitris Avramopoulos am Montag über Twitter.
Auch der Vizepräsident der EU-Kommission Frans Timmermans verurteilte die Attacke auf eine Moschee in London. "Nichts rechtfertigt das Töten von Unschuldigen", sagte Timmermans am Montag bei einem Treffen mit Vertretern weltanschaulicher Gemeinschaften aus Europa in Brüssel. Die Vizepräsidentin des EU-Parlaments Mairead McGuinness betonte, es sei immer wichtiger, Brücken zu schlagen. Dies müsse in den Ländern und auch länderübergreifend stattfinden.
"Extremismus kennt keine Rasse, Religion oder Ethnizität"
Der EU-Chefunterhändler Michel Barnier sprach den Briten sein Beileid aus. "Meine allerersten Worte sollen mein tiefes Mitgefühl mit dem britischen Volk zum Ausdruck bringen, das mit tragischen Ereignissen konfrontiert ist", sagte Barnier am Montag in Brüssel zum Auftakt der EU-Verhandlungen mit Großbritannien über einen Austritt des Landes aus der Europäischen Union.
Auch die Präsidentin der Parlamentarischen Versammlung der OSZE, die SPÖ-Politikerin Christine Muttonen verurteilte den blutigen Zwischenfall im Londoner Stadtteil Finsbury Park scharf und sprach den Opfern ihr Beileid aus. "Eine Attacke, die Muslime während des heiligen Monats Ramadan ins Visier nimmt, ist besonders schockierend", teilte Muttonen in einer Aussendung am Montag mit. Der Vorfall zeige, dass Extremismus keine Rasse, Religion oder Ethnizität kennt und in all seinen Formen verurteilt werden muss, betonte Muttonen. Die Parlamentarische Versammlung der OSZE stehe bereit, mit ihren Partnern zusammenzuarbeiten, um der Bedrohung durch den Terrorismus wirksam entgegenzutreten.