Am Tag nach der Machtübernahme gab es für viele nur ein Ziel: raus auf Afghanistan.
Kabul. Der Einmarsch der Taliban in Kabul am Sonntag hat jede Hoffnung auf eine zivilisierte Zukunft in Freiheit und Frieden zunichtegemacht. Nach 20 Jahren des Terrors – mit traurigen Höhepunkten wie dem Bombenattentat auf eine Mädchenschule in Kabul im Mai 2021 mit 58 Toten und 150 Verletzten – kontrollieren die fanatischen Radikalislamisten wieder das Land.
Exodus. Diese schlagartige Wende, die mit dem Abzug der NATO und insbesondere der amerikanischen und deutschen Truppen einsetzte, hat dazu geführt, dass unzählige Menschen das Land jetzt so schnell wie möglich verlassen wollen.
Präsident weg. Als auch Präsident Aschraf Ghani aus dem Land flüchtete, „um ein Blutbad zu verhindern“, und die Taliban Propagandabilder aus dem Palast veröffentlichten, brach Panik aus.
Verzweifelte kletterten auf die Flugzeuge
Der Hamid Karzai International Airport in Kabul wurde am Sonntag und Montag regelrecht gestürmt. Alle zivilen Flüge wurden bis auf Weiteres ausgesetzt, teilte die Flughafenbehörde am Montag mit. Auf dem Flughafen kam es zu Tumulten. Hunderte drängten in die letzten Flugzeuge. Bildmaterial lokaler Medien zeigt, wie Verzweifelte sich außen an die Jets klammern oder auf die Tragflächen klettern. In dem Gewirr starben fünf Menschen. Geklärt ist aber nicht, ob sie in der Massenpanik umkamen oder erschossen wurden.
US-Soldaten, die mit der Evakuierung ihres Botschaftspersonals betraut sind, gaben jedenfalls Warnschüsse ab, um eine Menschenansammlung auf dem Rollfeld aufzulösen. Die Taliban versprachen, jedem, der am Flughafen umkehre, nichts zu tun. Ihnen glauben wohl die wenigsten.