Überwachungskameras und Video-Aufnahmen zeigen die letzten Minuten von George Floyd.
16 Mal soll der 46-Jährige zu den Polizisten flehend gesagt haben: „Ich kann nicht atmen.“ In seinen letzten Minuten rief er zwei Mal nach seiner Mama. Dann war George Floyd tot.
Das Video-Protokoll seines Martyriums in Minneapolis:
- 19.57 Uhr: Zwei Angestellte des Cup Foods Deli gehen zu dem blauen SUV und werfen Floyd vor, Zigaretten mit einem gefälschten Schein bezahlt zu haben.
- 20.08 Uhr: Der erste Polizeiwagen erscheint.
- 20.09 Uhr: Beamter Thomas Lane zieht seine Waffe und schreit: „Hände ans Lenkrad!“ Nur kurze Zeit später schleift der Polizist Floyd aus dem Auto. Sein Kollege J. Alexander Kueng legt ihm Handschellen an.
- 20.12 Uhr: Die Beamten führen den Verdächtigen zu einer Hauswand. Da trifft eine zweite Polizeistreife ein.
- 20.14 Uhr: Floyd, der unter Klaustrophobie leidet, fällt zu Boden und ruft zum ersten Mal, dass er nicht atmen kann.
- 20.17 Uhr: Ein dritter Polizeiwagen erscheint. Zwei Beamte wollen Floyd in ein Auto zerren. Dabei landet er auf der Straße. Eine Passantin filmt die Szenen, die um die Welt gehen. Vier Beamte sind an dem Horror beteiligt. Polizist Derek Chauvin kniet auf dem Hals des Mannes. Kueng sitzt auf dem Rücken des Tatverdächtigen. Der vierte Beamte lehnt auf Floyds Körper.
- 20.20 Uhr: Floyd fleht mehrmals: „Ich kann nicht atmen, Mann. Bitte!“ Er blutet bereits aus dem Mund.
- 20.21 Uhr: Erst jetzt lässt Polizist Chauvin nach. Er ruft nach medizinischer Hilfe. Zu spät. Floyd ist bereits tot.
Jetzt werden doch alle beteiligten Polizisten angeklagt
Der Generalstaatsanwalt des US-Bundesstaats Minnesota erhebt im Fall des getöteten Afroamerikaners George Floyd gegen alle vier beteiligten und inzwischen entlassenen Polizisten Anklage. Hauptangeklagter ist der weiße Ex-Beamte Derek Chauvin, dem nunmehr Mord zweiten Grades zur Last gelegt werde, wie Gouverneurin Amy Klobuchar mitteilte. Ihm drohen damit bis zu 40 Jahre Haft.
Die drei anderen Beteiligten würden wegen Beihilfe und Anstiftung zum Mord angeklagt, berichtete die Zeitung "Star Tribune" am Mittwoch unter Berufung auf Insider. Stellungnahmen der Staatsanwaltschaft und der Anwälte der Ex-Polizisten waren zunächst nicht zu erhalten.
US-Unruhen: Aufmarsch der Armee
Nach mehr als einer Woche teils gewalttätiger Proteste wegen des Todes des Schwarzen George Floyd in den Händen von Killercops lässt der US-Präsident Truppen in der Hauptstadt zusammenziehen. 1.600 Soldaten wurden auf Militärstützpunkte rund um Washington DC verlegt und in „erhöhte Alarmbereitschaft“ versetzt.
Das Pentagon bestätigte, dass die Infanteristen und Militärpolizisten bei neuen Krawallen zivile Sicherheitskräfte unterstützen könnten. Die Soldaten sind mit Bajonetten ausgestattet.
Trump setzt weiter auf martialische Rhetorik: Man müsse Demonstranten „dominieren“, tönte er. Trump wollte sogar Panzer und Helikopter einsetzen, um die Kundgebungen zu beenden. Montag hetzte sein Justizminister William Barr die Park Police und das Secret Service mit Tränengas und Blendgranaten auf friedfertige Demonstranten vor dem Weißen Haus, damit Trump sich mit einer Bibel vor die St. John’s Church stellen konnte. Ein Sturm der Entrüstung folgte. Trump will offenbar als „Law & Order“-Präsident die Wiederwahl schaffen.
In New York City gingen Plünderungen unterdessen weiter, wenn auch sporadischer als am Vortag. Der Big Apple versinkt in Anarchie und Chaos, die Polizei schaut oft nur zu.
Bush und Obama gegen Trump
Gleich zwei Ex-Präsidenten gehen gegen Trump in Stellung: George W. Bush sprach von einem „schockierenden Versagen, durch das viele Schwarze, insbesondere junge afroamerikanische Männer, in ihrem eigenen Land schikaniert und bedroht werden“. Die Proteste würden die „Stärke Amerikas“ zeigen, die Stimmen dürften nicht unterdrückt werden.
Barack Obama rief die Amerikaner auf, den Präsidenten auf die zerstörerische Rolle des latenten Rassismus in der Gesellschaft hinzuweisen.