Sie findet das Burkini-Verbot lächerlich und wird auch weiterhin den Ganzkörperbadeanzug tragen.
Letzte Woche hat die französische Stadt Cannes ein Burkini-Verbot an den Stränden verhängt. Der Ganzkörperbadeanzug würde die Besucher verunsichern und die Angst vor Terror schüren, heißt es. Auch in Österreichs Schwimmbädern wird immer öfter ein solches Verbot ausgesprochen. Aber ist das wirklich der richtige Weg? „Was haben Frauen oder Mädchen im Burkini mit dem Islamischen Staat zu tun?“, fragt sich Menerva Hammad. In einem Artikel für die Huffington Post erklärt sie, warum man noch lange nicht frei ist, nur weil man halbnackt ist.
Sie schreibt, dass sie auch nicht immer alles schön findet, was sie auf der Straße sieht, aber sie wisse, dass es sie nichts angehe, wer sich wie anzieht. Das fordert die gläubige Muslima aber auch von ihren Mitmenschen. „Es ist deine Sache, was du anziehst, aber lass‘ es bitte auch meine Sache sein, wenn ich dir meinen Busen nicht ins Gesicht strecken möchte. (…) Ich erkenne und liebe meine Weiblichkeit auch ohne all dem – für mich – unnötigen Zeug“, schreibt sie in dem Text.
Man wird nicht mit Kopftuch geboren
Nur weil wer halbnackt sei, heißt es nicht, dass er frei sei und im Gegenzug heißt es auch nicht, dass bedeckte Frauen mit Kopftuch, Burkini, etc. automatisch unterdrückt werden. „Es ist für viele vielleicht eine Überraschung, aber keine von uns Kopftuchfrauen ist mit dem Kopftuch geboren worden. Ja, ganz richtig, eines Tages entscheidet sich Frau dazu, oder dagegen. Es steht einer Frau frei – sollte es jedenfalls“, meint Hammad.
Die freie Entscheidung der Frau, sich so anzuziehen, wie sie es selbst will, solle 2016 eigentlich im Fokus der Emanzipation stehen. „Freiheit findet IM Kopf statt und nicht darauf. Wir sollten lernen, Frauen nicht auf das zu reduzieren, was sie anhaben. Ich bin es Leid, darüber zu lesen, dass eine Frau entweder eine billige Minirock-Barbie ist, oder eine Schleier-Taliban“, heißt es in dem Artikel.
Derartige Verbote als Terrorschmiede?
Den muslimischen Frauen per Gesetz den Schleier wegzuziehen, erscheint Hammad alles andere als sinnvoll. „Was soll sich großartig verändern? Wird Fatima zu Stephanie? Wo sind die ganzen Freizeitfeministen, wenn es um den gleichen Lohn für gleiche Arbeit steht“, fragt sie. Dieses Verbot ist für sie kein Modell der Zukunft. „Eines Tages wird mich meine Tochter fragen, warum ich nicht mit ihr schwimmen kann. Wie soll dann meine Antwort lauten? „Weil ich Muslima bin." Die zunehmenden Einschränkungen für Muslime bekämpfen den Terror nicht, sondern nähren ihn vielmehr. „Man wundert sich in ganz Europa, woher die ganzen jungen Jihadisten kommen, die doch in Europa aufgewachsen sind und trotzdem dem Terror die Treue erklären. Genau so werden sie ‚gemacht‘“, schreibt die Austro-Ägypterin.
Mit diesem Verhalten mache man den Muslimen von klein auf klar, dass man sie nicht so akzeptiert, wie sie sind. Dass in dieser Gesellschaft kein Platz für sie sei. Nach ein paar Jahren in einem Land, das keine Heimat ist, hätte man einen „jungen, emotional verwirrten, leicht manipulierbaren Menschen“. Dieser könne für die hasserfüllte Propaganda von Terrororganisationen ein gefundenes Fressen sein.
Sie trägt Burkini weiterhin
Von dem Burkini-Verbot in Frankreich lässt sich Hammad nicht einschüchtern. Sie wird weiterhin im Burkini schwimmen gehen und zwar dort wo sie will. Das letzte Mal sei sie in Texas gewesen und dort habe niemand blöd geschaut. Neben ihr lag eine Oma oben ohne, nur mit einem String bekleidet. Auch das habe niemanden gestört und sie am allerwenigsten. „Und wenn ich mich an diese Zeit in Texas erinnere und wie nett die Leute zu mir waren, wie nebensächlich mein Kopftuch war, erst dann begreife ich, wie sie spinnen, die Franzosen!“, sagt Menerva Hammad zum Burkini-Verbot in Cannes.