ÖSTERREICH-Reporter Herbert Bauernebel berichtet aus dem Krisengebiet.
Wo kommen die toten Tiere hin? Meine Recherchen ergeben: Sie landen in einem nahen Marine-Institut in Golfport. Das Handy gibt eine Fahrzeit von 23 Minuten an. Ich werde in den Konferenzraum gebeten, wo Institutsleiter Moby Solangi bereits vor mehreren europäischen Korri-Kollegen mit seinen Ausführungen begonnen hat. 23 tote Schildkröten warten in der Forschungsanlage jetzt auf die Autopsie: Sie liegen im Gefrierfach des “Necropsy”-Labors, einer Leichenhalle für tote Meerestiere.
Leichengestank löst Haiti-Flashback aus
Ich bitte den
Marine-”Doc” darum, uns die Tiere zu zeigen. Er warnt: “Der Gestank ist
entsetzlich”. Es hilft nichts, wir sind Reporter, ich überrede ihn. Er sagt
nur mehr: “Haltet euch die Nase zu”. Und er hat nicht übertrieben: Der
pentrante Leichengestank löst prompt einen Haiti-Flashback bei mir aus. Die
Tiere sind in Plastiksäcke verschnürt, Beweise eines Verbrechens.
Suche nach Ölresten
Die Obduktion soll auch klären, ob die
vier verschiedenen Schildkröten-Arten an der Öl-Pest starben. “Wir schauen
ihnen in den Magen, suchen nach Ölresten”, sagt der Experte. Sollte der
Befund unklar sein, werden toxikologische Untersuchungen angeordnet.
In dem Institut sollen künftig auch verletzte Meerestiere behandelt werden. Noch sind die Tanks leer, doch das werde nicht mehr lange so bleiben, glaubt Solangi: “Die Tiere, selbst die hochintelligenten Delfine, erkennen die Gefahr nicht – sie schwimmen geradeaus ins Verderben.”
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