Übersetzung

Der Hirtenbrief Benedikts XVI im Wortlaut

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Der Vatikan hat den mit Spannung erwarteten Brief am Samstag veröffentlicht.

Der Vatikan hat am Samstag den mit Spannung erwarteten Hirtenbrief von Papst Benedikt XVI. zum Thema Missbrauch veröffentlicht. Im Folgenden Auszüge des Schreibens in einer Übersetzung.

"Liebe Brüder und Schwestern der Kirche in Irland. Mit großer Bestürzung schreibe ich Euch als Hirte der universalen Kirche. Wie Euch haben auch mich die Informationen über den Missbrauch an Kindern und Schutzbefohlenen durch Mitglieder der Kirche Irlands, besonders durch Priester und Ordensleute, sehr beunruhigt. Ich kann nur die Enttäuschung und das Gefühl des Verrats teilen, die so viele empfunden haben, als sie von diesen sündhaften und kriminellen Taten erfahren haben und über die Art, mit der die Kirchenbehörden in Irland damit umgegangen sind. (...)

Angesichts der Schwere dieser Vergehen und der oft unangemessenen Antwort darauf seitens der kirchlichen Behörden in Eurem Land habe ich meinerseits beschlossen, diesen Hirtenbrief zu schreiben, um Euch meine Nähe auszudrücken und einen Weg der Heilung, der Erneuerung und der Wiedergutmachung vorzuschlagen.

Es stimmt, wie viele in Eurem Land hervorgehoben haben, dass das Problem des Kindesmissbrauchs weder spezifisch für Irland, noch für die Kirche ist. Trotzdem ist die Herausforderung, der ihr Euch stellen müsst, das Problem des Missbrauchs in der irischen katholischen Kirche in Angriff zu nehmen und das mit Mut und Entschlossenheit zu tun. Niemand denkt, dass diese schmerzhafte Situation rasch gelöst sein wird. Wahre Fortschritte sind getan worden, doch vieles bleibt noch zu tun. Ausdauer und Gebet sind mit großem Vertrauen in die heilige Macht von Gottes Barmherzigkeit notwendig.

Zugleich muss ich auch meine Überzeugung ausdrücken, dass die Kirche in Irland, um vor dieser tiefen Wunde zu heilen, vor dem Herrn und den anderen die ernsthaften Sünden anerkennen muss, die gegen unschuldige Kinder verübt wurden. Dieses Gewissen, zusammen mit der ehrlichen Trauer über die Schäden, die den Opfern und ihren Familien zugefügt wurden, muss zu einer gemeinsamen Bemühung führen, in Zukunft Kindern Schutz vor ähnlichen Verbrechen zu sichern. (...)

Bei mehreren Gelegenheiten seit meiner Wahl auf den Stuhl Petri habe ich Opfer von sexuellem Missbrauch getroffen und bin bereit, das in der Zukunft weiterhin zu tun. Ich bin mit ihnen zusammengesessen, habe ihre Geschichten gehört, habe ihr Leid wahrgenommen und mit ihnen und für sie gebetet. (...)

An die Opfer von Missbrauch und ihre Familien
Ihr habt tief gelitten, und es tut mir ernsthaft leid. Ich weiß, dass nichts das Übel gutmachen kann, dass Ihr erduldet habt. Euer Vertrauen ist verraten und Eure Würde ist verletzt worden. Viele von Euch mussten erfahren, dass, als Ihr den Mut gefunden habt, über das zu sprechen, was euch zugestoßen ist, Euch niemand zugehört hat. Diejenigen von euch, denen das in Wohnheimen und Internaten geschehen ist, müssen gefühlt haben, dass es kein Entkommen gibt aus Eurem Leid. Es ist verständlich, dass Ihr es hart findet, zu verzeihen, oder Euch mit der Kirche zu versöhnen. In ihrem Namen drücke ich offen die Schande und die Reue aus, die wir alle empfinden. Gleichzeitig fordere ich Euch auf, nicht das Vertrauen zu verlieren. Es ist in der Vereinigung mit der Kirche, dass wir die Person Jesu Christi treffen, der selber Opfer von Ungerechtigkeit und Sünde war. Wie Ihr muss er weiterhin die Wunden seines eigenen ungerechten Leidens erdulden. Er begreift die Tiefen Eures Schmerzes und die andauernden Auswirkungen auf Euer Leben und Eure Beziehungen. Ich weiß, dass viele von Euch es sogar schwierig finden, durch die Tür einer Kirche zu gehen, nach all dem, was geschehen ist. Aber Christi eigene Wunden, verwandelt durch sein erlösendes Leiden, sind der Weg, durch den die Macht des Bösen gebrochen wird und wir zu Leben und Hoffnung wiedergeboren sind. Ich glaube zutiefst an die heilende Kraft dieser selbstopfernden Liebe, auch in den dunkelsten und hoffnungslosesten Situationen, die zu Befreiung und das Versprechen eines Neubeginns führen können.

Indem ich zu Euch als Hirte spreche, der um das Wohl aller Kinder Gottes besorgt ist, bitte ich Euch demütig, das zu bedenken, was ich gesagt habe. Ich bete, dass ihr die unendliche Liebe Christi für jeden von Euch wieder entdeckt."

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