Der Hurrikan-Fluch der Republikaner

28.08.2012

Schatten "Katrinas" über Romney-Show.

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© Reuters
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 Es ist ja eigentlich fast schon gespenstisch: Zum zweiten Mal in Serie dürfte ein Hurrikan in oder nahe New Orleans die Polit-Show der Republikaner überschatten. 2008 wurde wegen "Gustav" bei John McCains Parteitag ein Tag an Jubelreden rührenden Hilfsaufrufen für die Bewohner Louisianas geopfert. Der Medienrummel um den Sturm machte dazu den Parteitag in St. Paul zum Mauerblümchen in den TV-Nachrichten (angesichts der damaligen Enthüllungen über Bristol Palins unehelichen Sohn dürfte das Strategen streckenweise gar nicht so unrecht gewesen sein...).

Vier Jahre später erlebt Mitt Romney gleich einen Doppelschlag durch Hurrikan "Isaac", ein Spielverderber diesmal noch dazu mit biblischen Namen. Zuerst zielte Isaac auf den Austragungsort der "Republican National Convention" (RNC), Tampa. In Florida am Höhepunkt der Hurrikan-Saison ein für die Wahlen kritisches, viertägiges Polit-Spektakel anzusetzen, wurde von Beobachtern prompt als leicht minderbemittelt angesehen (McCain ließ sich wenigstens im wirbelsturm-sicheren Minnesota bejubeln). Glatt musste RNC-Chef Reince Priebus den ersten Tag praktisch absagen, um sich dann - nach Isaacs jäher Kursänderung - am Montag bei Sonnenschein von Reportern über die Wetterfestigkeit der Republikaner ausfragen zu lassen.

Doch statt der vermeintlichen Rettung hält Issac nun wieder auf New Orleans zu, was zu neuen, gerade für die Konservativen so hochnotpeinlichen Katrina-Vergleiche führt. Der Sturm ist immer noch eine Achillesferse der Partei, die vielleicht größte Schande der Ära des Republikaner-Präsidenten George Bush. Am 29. August 2005 prallte der Monstersturm mit "Kat 3" nahe der Louisiana-Meropole an Land. Was zuerst wie ein glücklicher "Streifschuss" aussah, verwandelte sich nach dem Bruch der Dämme in eine der größten, und vor allem blamabelsten Katastrophen der US-Geschichte: Tagelang saßen, meist schwarze Opfer mit "Help"-Schildern inmitten der Brühe am Dach oder kämpften im Fäkalien-Gestank im Superdome oder Convention Center gegen Hunger und Durst, oft ums blanke Überleben. Während Bushs Regierung wie von der Ohnmacht befallen schien: Leichen triebe in den Kanälen, Häuser standen in Flammen, von echter Hilfe war endlose vier Tage lang keine Spur zu sehen. 1800 Menschen starben.

Nun könnte Isaac sogar am Mittwoch, auf den Tag genau sieben Jahre nach Katrina, zuschlagen. Sollte er großen Schaden verursachen, würde nicht nur die ständigen Katrina-Vergleiche der "Marke Republikaner" (und damit Romney) schaden, sondern Romney in jedem Newsformat als Aufmacher verdrängt werden. Dabei würde Obama-Rivale in Tampa jede TV-Minute benötigen, um einen Draht zum Volk herzustellen.

Mehr von unserem US-Korrespondenten Herbert Bauernebel finden Sie hier auf AmerikaReport.com

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