Wissenschaftler haben sich nun endgültig auf eine Theorie festgelegt.
Das weltweite Artensterben vor 65 Mio. Jahren, das zwei Drittel aller Tier- und Pflanzenarten - darunter die Dinosaurier - dahingerafft hat, wurde doch durch den Einschlag eines riesigen Meteoriten verursacht und nicht durch alternative Erklärungstheorien wie etwa massive Vulkanausbrüche. Zu diesem Schluss kommen 41 internationale Wissenschafter, darunter der österreichische Impact-Forscher Christian Köberl von der Uni Wien, die nach Zweifeln an der Theorie neueste Daten aus Bohrungen untersucht und bisherige Studien nochmals analysiert haben. Ihre Ergebnisse wurden in der neuen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Science" veröffentlicht.
200 Kilometer großer Kater
Als Ursache dieser Katastrophe am
Übergang von der Kreidezeit zum Tertiär hatte 1980 der US-Physiker Luis
Alvarez den Einschlag eines Himmelskörpers vorgeschlagen. 1991 wurde mit dem
rund 200 Kilometer großen Chicxulub-Krater auf der mexikanischen Halbinsel
Yukatan ein passender Kandidat für den Meteoriteneinschlag gefunden. Der
durch den Einschlag aufgewirbelte Staub soll zu einer mehrjährigen
Verdunkelung und in der Folge zu einer starken Abkühlung geführt haben, die
zusammen mit anderen Auswirkungen des Impacts das Artensterben ausgelöst hat.
Diese Theorie gilt als breit akzeptiert, dennoch gibt es immer wieder Zweifel daran. Eine Gruppe Kritiker, angeführt von der Geologin Gerta Keller von der Universität Princeton (USA), nimmt aufgrund ihrer Interpretation der geologischen Schichten an, dass der Chicxulub-Einschlag 300.000 Jahre vor dem Artensterben stattgefunden hat und führen als alternative Erklärung massive Vulkanausbrüche an.
Impact-Theorie stärker denn je
Doch die an der neuen
Untersuchung beteiligten Wissenschafter unter Leitung des Geologen Peter
Schulte von der Universität Erlangen-Nürnberg sind sich nun sicher:
"Alternative Hypothesen können nicht das plötzliche Massensterben erklären,
die Impact-Theorie ist nun stärker denn je", erklärte Köberl. Der
designierte Direktor des Naturhistorischen Museums Wien hat mit seiner
Mitarbeiterin Tamara Goldin anhand von Computermodellen die Auswurfmassen
des Impacts und deren Verteilung auf der Erde untersucht.
Die Wissenschafter halten die von den Kritikern der Impact-Theorie herangezogenen geologischen Schichten im Umfeld des Kraters für ungeeignet zur Interpretation. Modellrechnungen gehen davon aus, dass die Energie des Einschlags in Mexiko eine Million Mal höher war als jene der größten jemals getesteten Atombombe. Ein Einschlag dieser Größe habe gewaltige Erdbeben, riesige Rutschungen und Tsunamis im Golf von Mexiko ausgelöst und chaotische Gesteinsabfolgen in der Gegend verursacht. "Die Umgebung der Einschlagstelle, wo die Ablagerungen am stärksten gestört sind, ist wahrscheinlich die ungeeignetste Gegend, um das zu untersuchen", so Köberl.
Gegen "Dekkan-Hypothese"
Der starke Vulkanismus zu
dieser Zeit habe in den 500.000 Jahren vor der Kreide-Tertiär-Grenze kaum zu
Änderungen im Ökosystem geführt, argumentieren die Wissenschafter gegen die
sogenannte "Dekkan-Hypothese", dass starke Vulkantätigkeit in der Region
Dekkan im heutigen Westindien zum Massensterben geführt habe. Dagegen habe
es exakt an dieser Grenze einen abrupten Abfall der Artenfülle gegeben. Auch
Modellrechnungen der Atmosphärenchemie würden die "Dekkan-Hypothese"
schwächen. Und es gebe weltweit nur eine Lage mit Impact-Auswurfmaterial,
und das genau an der Kreide-Tertiär-Grenze, so Köberl.
Bereits früher wurde vermutet, dass der Meteorit in tieferem Wasser als ursprünglich angenommen eingeschlagen und dabei große Mengen an Wasserdampf und Schwefel freigesetzt hat. Dies könnte zu zwei für das Leben auf der Erde tödlichen Effekten geführt haben, vermuten die Forscher: Einerseits könnten schwefelhaltige Aerosole in der oberen Atmosphäre zu einer Abkühlung geführt haben, andererseits könnte der Schwefel in den unteren Atmosphärenschichten als Saurer Regen ausgewaschen worden sein.