Desinfektionsmittel spritzen:
So erklärt Trump seinen irren Vorschlag
25.04.2020
Nachdem er am Donnerstag ankündigte den Menschen Desinfektionsmittel spritzen zu wollen, versucht er sich jetzt mit einer unglaublichen Ausrede den Kopf zu retten.
Nach viel öffentlicher Kritik und offiziellen Warnungen hat sich US-Präsident Donald Trump bemüht, seine Idee zu Desinfektionsmittel-Injektionen gegen das Coronavirus wieder einzufangen. Trump sagte am Freitag im Weißen Haus, die Äußerung sei nur "Sarkasmus" gewesen.
Am Vorabend hatte Trump Forscher ermuntert, Möglichkeiten zu prüfen, Menschen im Kampf gegen das Virus direkt Desinfektionsmittel zu spritzen. Das löste Empörung und Spott aus. Katastrophenschutzbehörden und ein Hersteller von Desinfektionsmittel sahen sich veranlasst, Bürger öffentlich davor zu warnen, solche Flüssigkeiten einzunehmen.
Trump hatte am Donnerstag Ausführungen eines Regierungsexperten zum Anlass für seine Äußerung genommen. William Bryan vom Heimatschutzministerium hatte erklärt, dass Bleich- und Desinfektionsmittel den Erreger Sars-CoV-2 etwa auf trockenen metallischen Flächen wie einer Türklinke rasch abtöteten. In Bezug darauf sagte Trump: "Gibt es einen Weg, wie wir so etwas machen könnten - durch spritzen oder fast säubern ... wäre interessant, das zu prüfen." Das sei natürlich Ärzten zu überlassen. "Aber es klingt für mich interessant."
Die Katastrophenschutzbehörde des US-Bundesstaats Washington warnte die Bürger nach Trumps Äußerungen auf Twitter vor der Einnahme von Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln. Der britische Konsumgüterkonzern Reckit Benckiser, zu dessen Marken Sagrotan gehört, erklärte am Freitag, Desinfektionsmittel sollten "unter keinen Umständen" verabreicht werden. Dieselbe Warnung sprach der Katastrophenschutz in Maryland aus und erklärte, es habe mehrere Anrufe mit Fragen zur Verwendung von Desinfektionsmittel und der Krankheit Covid-19 gegeben.
Trumps voraussichtlicher Herausforderer bei der Präsidentschaftswahl im November, der Demokrat Joe Biden, schrieb auf Twitter an die Adresse der Bürger: "Ich kann nicht glauben, dass ich das sagen muss, aber trinken Sie bitte keine Bleiche." Der linke Senator Bernie Sanders rief Trump in einem Tweet auf, nicht weiter Menschenleben zu gefährden durch "Lügen und Pseudowissenschaft". In sozialen Medien ergoss sich eine Welle von Spott über Trump.
Am Freitag gab Trump bei einem Auftritt im Oval Office auf Nachfrage von Journalisten an, er habe keineswegs die Bürger dazu aufrufen wollen, Desinfektionsmittel zu sich zu nehmen. "Ich habe Reportern (...) sarkastisch eine Frage gestellt, nur um zu sehen, was passieren würde", behauptete er. Bei seiner üblichen Corona-Pressekonferenz am Freitagabend (Ortszeit) gab sich Trump dann auffallend schmallippig: Das Briefing, das sonst mitunter zwei Stunden dauert, beendete er nach gut 20 Minuten - ohne Fragen zu beantworten.
Trump hatte am Donnerstag zudem darüber sinniert, starkes Licht "in den Körper" zu bringen, um Corona-Infektionen zu behandeln. "Nehmen wir mal an, wir behandeln den Körper mit einer enormen Menge, entweder ultraviolettes oder einfach starkes Licht", sagte Trump. "Mal angenommen, man könnte das Licht in den Körper bringen, was man durch die Haut oder auf andere Weise tun kann." Forscher wollten wohl auch diese Möglichkeit prüfen. Er riet Menschen dazu, die Sonne zu genießen. "Und wenn das eine Wirkung hat, ist das toll." Bryan hatte zuvor geschildert, dass sich die Lebensdauer des Virus bei direkter Bestrahlung mit Sonnenlicht dramatisch verkürze.
Anders als bei den Desinfektionsmitteln blieb Trump hier bei seiner Position. Vielleicht gebe es etwas mit Blick auf Licht und den menschlichen Körper, das helfe, sagte er am Freitag im Oval Office. Dies müsse man sich anschauen. Das sei jedoch Sache von Ärzten. "Ich bin kein Arzt."
Gemessen an absoluten Zahlen sind die USA international am schwersten von der Corona-Pandemie getroffen: Die Gesamtzahl der US-Todesopfer liegt bei mehr als 51.000. Über 890.000 Menschen haben sich mit dem Virus infiziert. Allerdings haben die USA am Freitagabend die niedrigste Zahl neuer Corona-Toter seit drei Wochen gemeldet. Obwohl Gesundheitsexperten aber vor verfrühter Hoffnung warnen, begann der US-Staat Georgia trotz massiver Bedenken damit, die Corona-Beschränkungen zu lockern.