Wegen Bestechlichkeit

Deutscher Ex-Präsident Wulff angeklagt

12.04.2013

Außergerichtliche Einigung abgelehnt. Auch Filmproduzent unter Verdacht.

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Der frühere deutsche Bundespräsident Christian Wulff muss sich wegen Korruptionsvorwürfen vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft Hannover klagte den Politiker am Freitag wegen des Verdachtes der Bestechlichkeit an. Den Ermittlungen zufolge ließ sich Wulff von seinem Bekannten David Groenewold, einem Filmunternehmer, bei einem Besuch in München unter anderem Hotelkosten bezahlen.

Wulff weist alle Vorwürfe zurück
Die Strafverfolger vermuten, dass der damalige niedersächsische Ministerpräsident so motiviert werden sollte, für ein Filmprojekt Groenewolds zu werben. Wulff weist die Vorwürfe zurück. Groenewold wurde ebenfalls am Freitag wegen des Vorwurfs der Bestechung vor dem Landgericht Hannover angeklagt. Zudem soll er eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben haben.

Oktoberfestbesuch auf Groenwalds Kosten?
Die Anklage stützt sich auf einen Besuch Wulffs und seiner Familie auf dem Münchner Oktoberfest im Jahr 2008. Groenewold bezahlte den Ermittlungen zufolge Hotel- und Kinderbetreuungskosten von insgesamt 510 Euro sowie ein gemeinsames Abendessen mit Wulff und seiner Frau Bettina für 209,40 Euro. Auch einen Besuch in einem Oktoberfestzelt mit weiteren Gästen soll Groenewold spendiert haben. Die Kosten dafür beliefen sich nach Angaben der Ermittler auf 3209 Euro.

Außergerichtliche Einigung abgelehnt

Wulffs Verteidiger und die Staatsanwaltschaft hatten sich am Montag getroffen, um über eine Einstellung des Verfahrens zu beraten. Die Strafverfolger boten an, gegen Zahlung eines Geldbetrages keine Anklage zu erheben. Diese Bedingung akzeptierte Wulff nicht. Auch Groenewold weist die Vorwürfe zurück und lehnte eine Einigung mit der Staatsanwaltschaft ab. Bis zum Hauptverfahren könnten einem Sprecher des Gerichts in Hannover zufolge noch mehrere Monate vergehen.

Wulff trat 2012 nach andauernder Kritik zurück
Wulff trat im Februar vergangenen Jahres nach zwei Jahren im Amt zurück. Vor seinem Rücktritt stand der heute 53-Jährige wochenlang wegen umstrittener Hauskredite und seinen Kontakten zu Unternehmerfreunden in der Kritik.

Anderes Verfahren wegen Bestechlichkeit eingestellt
Wulff wurde ursprünglich auch verdächtigt, sich einen Kurzurlaub auf der Nordseeinsel Sylt von Groenewold bezahlt haben zu lassen. Dieses Verfahren stellte die Staatsanwaltschaft mangels hinreichenden Tatverdachtes ein.

Diashow: So verkündete Wullf seinen Rücktritt

 

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