Kanzlerin Merkel setzt die Laufzeitverlängerung für 17 deutsche AKW aus. Problematisch bleibt es aber in Slowenien und der Slowakei.
Paukenschlag bei unseren Nachbarn in Deutschland und in der Schweiz: Nach der Japan-Katastrophe zieht die Bundesregierung in Berlin harte Konsequenzen: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) setzt die Verlängerung der Laufzeiten für deutsche Kernkraftwerke für – vorerst – drei Monate aus: „Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, so Merkel. In dieser Zeit solle die Sicherheitslage in den deutschen Atommeilern „ohne Kompromisse“ überprüft werden.
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„Schrottmeiler“ soll sofort abgeschaltet werden
Fix ist: Die beiden ältesten und gleichzeitig problematischsten „Schrottmeiler“ der Deutschen – das Kraftwerk Biblis A in Hessen und das AKW Neckarwestheim in Baden-Württemberg – die nur wegen der Laufzeitverlängerung überhaupt noch Strom liefern, werden sofort abgeschaltet. Beide Kraftwerke liegen in einem Erdbeben- Gebiet. Das heftig umstrittene Atomkraftwerk Isar 1 nahe der österreichischen Grenze in Niederbayern könnte – geht es nach der bayerischen CSU – ebenfalls vom Netz gehen. Der Bau nahe München ist nicht gegen Abstürze großer Flugzeuge ausgelegt, obwohl es in der Einflugschneise der Stadt liegt.
Aus für Isar 1
Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) will jedenfalls das umstrittene Kernkraftwerk Isar I (Isar 1) abschalten. Das sagte Söder nach Angaben informierter Kreise am Montag bei einer Telefon-Besprechung des CSU-Präsidiums. Dafür habe er Beifall erhalten.
100 km von Grenze entfernt
Isar I liegt keine 100 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt. Daher hatte es auch in österreich zuletzt vehemente Forderungen gegeben, das AKW stillzulegen. "Wir wollen ein sicherheitstechnisches Aufrüsten oder die Abschaltung", sagte beispielsweise Umweltminister Niki Berlakovich (V) am Sonntag in der ORF-"Pressestunfe".
Es handle sich um einen alten Reaktor. Bei einem möglichen Unfall - über Isar 1 verläuft die Einflussschneise zum Flughafen München - könnte Radioaktivität über die Isar zur Donau und damit auch nach Österreich gelangen.
Die deutsche Regierungskoalition aus Unionsparteien und FDP will als Konsequenz aus der Atomkatastrophe in Japan einige ältere Atomkraftwerke zumindest vorübergehend sofort abschalten lassen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) kündigten am Montag in Berlin an, dass die im vorigen Jahr von der schwarz-gelben Koalition in Deutschland durchgesetzte Verlängerung der Laufzeiten für drei Monate ausgesetzt wird.
Dies betrifft das Kraftwerk Bilis A in Hessen, das AKW Neckarwestheim I in Baden-Württemberg, aber auch Isar I betreffen. Isar I hätte nach den ursprünglichen Atomausstiegsplänen der früheren deutschen rot-grünen Bundesregierung in diesem Jahr ohnehin abgeschaltet werden sollen.
Schweizer canceln vorerst Atomprogramm
Die Schweizer Regierung reagierte am Montag noch Stunden vor Merkel: Die Pläne zur Bewilligung neuer Atomkraftwerke wurden auf unbefristete Zeit ausgesetzt – das erklärte Energieministerin Doris Leuthard (CVP) in Bern. Bei den bestehenden fünf AKWs leite die Behörde für Nuklearsicherheit ENSI eine Sicherheitsüberprüfung ein.
Ost-Nachbarn weiter auf Tauchstation
Anders die Lage in Slowenien: Das AKW Krsko 1 liegt nur 150 Kilometer von Graz entfernt und steht auf einem erdbebengefährdeten Gebiet. Die slowenische Regierung machte am Montag aber keine Anstalten, Sicherheitsstandards zu überprüfen. Weitere Problemfälle sind die slowakischen AKWs Bohunice und Mochovce in den Ausläufern des Wiener Beckens. Doch auch dort blieb man am Montag auf Tauchstation.