In Berliner Internetcafé geschnappt
Die irre Welt von Porno-Killer Luka Rocco Magnotta
05.06.2012
Alle Bilder seiner Wohnung und vom Ort seiner Gefangennahme in Berlin.
Es ist die wohl spektakulärste Gefangennahme eines flüchtenden Mordverdächtigen der vergangenen Jahre: Mit den Worten "Ihr habt mich!" hat sich der Porno-Star Luka Rocco Magnotta der Berliner Polizei ergeben: Jener Kanadier, der eines Mordes vor laufender Kamera beschuldigt wird, ist nach 7000 Kilometern Flucht in Berlin festgenommen worden. Die Polizei lieferte den 29-Jährigen mit dem Künstlernamen Luka Rocco Magnotta am Dienstag in das Untersuchungsgefängnis Moabit ein. Dort wird er wohl bleiben, bis er an Kanada ausgeliefert wird.
Der 29 Jahre alte Magnotta soll seinen Freund erstochen, enthauptet und zerstückelt haben, Leichenteile schickte er an politische Parteien in Kanada.
Alle Bilder aus der Wohnung des Porno-Killers in Montreal in der oe24-Diashow:
Ende der Flucht in Berlin-Neukölln
Die Flucht des Pornodarstellers von Montreal über Paris endete am Montag in Berlin-Neukölln. Dort hatte sich der Mann in einem Internetcafé Pornos und Zeitungsartikel angeschaut - über sich selbst.
Polizei glaubte Internetcafébetreiber nicht gleich
"Ich lese viel, deshalb habe ich ihn erkannt", sagte Kadir Anlayisli. Der Fremde habe auf Französisch nach einem Internetzugang gefragt. Anlayisli habe dann auf der Straße einen Polizeiwagen angehalten, erzählten Kunden - angeblich sei er erst beim zweiten Wagen erfolgreich gewesen, weil man ihm zunächst nicht geglaubt habe.
Die Polizei erklärte, einer von drei Mannschaftswagen, die zufällig vorbeifuhren, habe angehalten. Sieben Polizisten seien schließlich in den Laden gegangen. Der Kanadier habe erst einen falschen Namen gesagt, dann aber resigniert mit den Worten: "You got me!". Er wurde in Handschellen abgeführt.
ER fasste den Porno-Killer: Internetcafébetreiber Kadir Anlayisli. Alle Bilder vom Ort der Festnahme:
Internetcafé-Besitzer: "Habe nur meine Pflicht getan"
"Ich habe nur meine Pflicht getan", sagte Anlayisli. Weiter wollte er sich wegen der laufenden Ermittlungen nicht äußern. Im Geschäftslokal gibt es eine Überwachungskamera, die alles aufzeichnete. Der Besitzer wollte erst einmal in Ruhe mit seinen Mitarbeitern reden. Ob er erschrocken sei? "Eigentlich schon, ja." Er habe erst mal Angst bekommen. "Aber jetzt geht es mir gut."
Katze in Video an Python verfüttert
Der schwule Pornodarsteller und Callboy Luka Rocco Magnotta, der früher in einem Video eine Katze an eine Python verfüttert hatte, flüchtete zuerst nach Paris, eine Polizeirazzia in einem Hotel verfehlte ihn nur um Stunden. Die Kripo hatte bereits sein Handy- Signal geortet. Er soll dann mit einem Nachtbus nach Berlin gefahren sein. Enttarnt wurde der "Schlächter von Montreal" schließlich von den Betreibern des Berliner Internetcafés.
Ganz Kanada fieberte bei der Jagd nach Magnotta mit
Die Abendnachrichten zwischen Prince Edward Island und Vancouver kannten am Montag kaum ein anderes Thema als die Festnahme in Berlin. Glückwünsche für die Polizei kamen von Premierminister Stephen Harper persönlich. Kanada will nach Medienberichten sofort die Auslieferung Magnottas, der eigentlich Eric Newman heißt, beantragen. Das könne allerdings Jahre dauern, sagte Rechtsexperte Gary Botting dem "Toronto Star": "Das ist das Gegenstück zum Fall Karlheinz Schreiber." Der Auslieferung des Waffenhändlers 2009 nach Deutschland war ein fünfjähriges juristisches Tauziehen vorausgegangen.
Aß Leichenteile zu Filmmusik von "American Psycho"
Immer gruseligere Details der Bluttat werden bekannt: Magnotta hatte am 24. Mai den chinesischen Studenten Lin vor laufender Videokamera mit einem Eispickel erstochen, trennte Gliedmaßen ab, aß Teile des Fleisches und praktizierte Sexakte an der gefesselten, nackten Leiche. Er stellte das Video ins Internet, unterlegte das Gemetzel mit der Gruselmusik des Horrorfilms American Psycho. Eine Hand und ein Bein schickte er an die Büros der Konservativen-Partei von Premier Stephen Harper.
Er war "seltsam und schmuddelig"
Der mutmaßliche Mörder von Montreal hat sich Augenzeugen zufolge bereits beim Flug von Kanada nach Frankreich Ende Mai auffällig verhalten. Zwei Männer, die am Wochenende sechs Stunden neben Magnotta im Flugzeug gesessen hatten, beschrieben den 29-Jährigen als "seltsam und schmuddelig".
Er sei unruhig gewesen und dann vorübergehend verschwunden, berichtete ein französischer Mitreisender am Dienstag im Radiosender Europe 1.
"Ich habe gedacht, dass er eine Bombe auf dem Klo versteckt". Die Flugbegleiterin habe ihm aber versichert, dass alles in Ordnung sei und dass es dem Mann einfach nicht gut gehe. "Als er zurückkam sah ich, dass er weinte". Magnotta sei ziemlich groß und dünn gewesen mit halblangen Haaren, ergänzte der Franzose, der während des sechsstündigen Flugs neben Magnotta saß. "Er war etwas schmutzig, die Haare rochen nicht gut".