Ägypten:

Die neue Revolution
 in Kairo

30.06.2013

Massen wollen Präsident stürzen - Aufstand und Angst vor Militärputsch.

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© Reuters
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Mohammed Mursi ist seit einem Jahr Präsident von Ägypten. Damals gelobte er am Tahrir-Platz, dass die „Macht vom Volke“ ausgehen würde. Gestern versammelten sich 2 Millionen Ägypter am Tahrir-Platz, um den „Präsidenten der Islamisten und der Moslembruderschaft“ zu stürzen. Am Freitag waren in Alexandria bei Protesten drei Menschen getötet worden. Gestern gab es bei Bani Suwaif ein Todesopfer zu beklagen.

Seit gestern strömen Junge, Alte und Fans des gestürzten Präsidenten Hosni Mubarak wieder nach Kairo und auf den symbolträchtigen Platz, um „Mursi zu verjagen“, wie sie nun skandieren. Sie wollen so lange demonstrieren, bis der 61-Jährige aufgibt.

Spitäler und Armee in Alarmbereitschaft
Angst. Die starke Armee Ägyptens und die Spitäler in Kairo waren gestern in höchster Alarmbereitschaft. Ein ehemaliger Geheimdienstoffizier prophezeit für sein Land: „Es wird zu Kämpfen kommen.“ Damit rechnet auch die Journalistin Francesca Cicardi.

Die USA und auch Österreich haben bereits Reisewarnungen für Ägypten ausgesprochen. Gestern strömten Ausländer zum Flughafen, um das Land möglichst rasch zu verlassen. Eine neue Revolution – und die Gefahr eines Militärputsches – liegen in der Luft.

Mursi-Fans marschieren auf – bewaffnet …
Gestern marschierten in Kairo auch die Fans des Präsidenten in Kairo auf – bewaffnet. Noch ein stiller Zuschauer ist die Armee. Sie entscheidet, wie lange Mursi im Amt bleibt …

Die Wut und der Hass der Menschen sind groß

Sie hat bereits die Revolution gegen Mubarak live am Tahrir-Platz in Kairo erlebt. Jetzt ist die Journalistin Francesca Cicardi wieder vor Ort. Für ÖSTERREICH schildert sie, wie sie „die neue Revolution in Ägypten“ erlebt.

Es sei „genau so wie 2011. Damals wollten die Menschen Mubarak stürzen, heute Mursi“, schildert Cicardi. „Studenten, Junge, Alte, Frauen und selbst Teile der Salafisten sind auf den Straßen, um den Präsidenten, der das Land spaltet, zu verjagen.“ Die Stimmung „ist angespannt und höchst riskant“. Ganz Ägypten „ist in Alarmbereitschaft“.

„Stimmung ist angespannt, könnte explodieren“
Fronten. Stundenlang campieren Menschen am Tahrir-Platz. „Die Wut und der Hass hier sind groß.“ Beide Gruppen – „die Mursi-Gegner und die Mursi-Befürworter“ – sind wild entschlossen, zu siegen. „Das könnte die Situation in Kairo zum Explodieren bringen“, sagt Cicardi.

Rolle der Armee. Die Journalistin sieht überall Polizisten und Soldaten. Aber „der Polizei vertraut hier niemand. Sie ist sinnlos.“ Die Menschen „bauen auf die Armee“. Artet die Gewalt weiter aus, würde sie eingreifen.

I. Daniel



 

 
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