Ständig beobachtet

Die Zukunft von Agentin 00Sex

11.07.2010

Tee in Moskau statt Champagner in New York. Das neue Leben der Anna Chapman wird wenig glamourös. Die US-Spione haben mehr Glück.

Zur Vollversion des Artikels
Zur Vollversion des Artikels

Seit der Jet vom Typ Jakowlew Jak-42 nach dem spektakulären Agentenaustausch am Freitag in Wien Moskauer Boden berührte, ist im Leben von Anna Chapman nichts mehr so, wie es war.

In Sträflingskleidung und ohne Make-up wurde „Agentin 00Sex“ gemeinsam mit neun weiteren russischen Spionen in einem dunklen Van vom Flugplatz Domodedovo südlich der Hauptstadt abgeholt. Gleich nach der Ankunft durfte Chapman – ihr Geburtsname ist Anna Kuschtschenko – ein erstes Telefonat führen. Sie rief ihre Schwester und ihre Mutter an und sagte: „Es ist alles okay.“

Ständig unter Beobachtung
Noch. Denn die Zukunft des Glamour-Girls sieht düster aus. „Sie werden jetzt ständig durch den Geheimdienst beobachtet. Das wird ein Albtraum, sie werden sich nach Jahren in den USA nur schwer anpassen“, sagt der Publizist Vladimir Bukowski, der als Dissident die Staatsmacht selbst zu spüren bekam.

Erste Informationen, wie Chapman und ihre neun Kollegen bald leben sollen, sickerten jetzt durch:

  • Der mit Chapman erwischten US-Peruanerin (die einzige Nicht-Russin) Vicky Pelaez wurden 1.600 Euro monatliche Pension und eine Wohnung in Moskau angeboten. Pelaez’ Anwalt glaubt, dass alle Spione dieses Angebot bekamen.
  • Zusätzliche Verdienste sind fast unmöglich. Chapman hätte mit der Story über ihr Agentenleben in New York und London Millionen verdienen können. Aber: Die USA ließen sie vor dem Abflug eine Schweigeklausel unterschreiben – Enthüllungsbücher sind ihr verboten worden!
  • Chapman würde gerne nach London zurückgehen, doch Großbritannien will ihr die Einreise verwehren.
  • Zudem warten jetzt laut Experten „Wochen oder Monate“ voller Interviews durch den Geheimdienst. Die einzige gute Nachricht: Die Kinder von einigen der Agenten wurden nach Russland gebracht.

Besser haben es jene vier Spione erwischt, die von Russland an die USA ausgeliefert wurden. Zwei davon, der Atomexperte Igor Sutjan und der frühere Oberst Sergej Skripal wurden in Großbritannien abgesetzt. Die beiden weiteren Spione wurden in die USA gebracht. Das russische TV berichtete, Agent Alexander Saporoschski werde künftig in seinem fast eine Million Dollar (790.000 Euro) teuren Anwesen in Maryland leben.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel