Auch in Europa gibt es AKWs die stark umstritten sind.
Der Atomalarm in Japan wirft ein Schlaglicht auf die Erdbebensicherheit von Atomkraftwerken. Zwar betonen Behörden und Betreiber, sie würden die Meiler auf die bisherige seismische Aktivität des jeweiligen Gebietes ausrichten, doch ist diese Vorgangsweise nicht unumstritten. So meint der deutsche Geologe Eckhard Grimmel, dass auch in Mitteleuropa alle Atomkraftwerke gegen starke Erdbeben gesichert werden müssten, weil Modellrechnungen auf Basis bisheriger Beben Sicherheit nur "vortäuschen" würden.
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Wegen der vergleichsweise geringen seismischen Aktivität sind etwa die deutschen Atomkraftwerke nur für schwache oder mittlere Erdbeben gerüstet. Allerdings gibt es in Europa auch einige Atomkraftwerke, die in Gebieten mit mittlerer bis hoher Erdbebengefahr liegen.
KRSKO (Slowenien): Anfang der 1980er Jahre vom US-Konzern Westinghouse für das damalige kommunistische Jugoslawien errichtet und in den 1990er Jahren nachgerüstet, erfüllt das slowenische Atomkraftwerk moderne Sicherheitsstandards. Allerdings ist die Erdbebengefahr in ganz Slowenien erhöht, erst im Jahr 2004 ereignete sich im Westen des Landes - rund 100 Kilometer von Krsko entfernt - ein Erdstoß der Stärke 5 auf der Richter-Skala. Laut einer Expertise der Wiener Umweltanwaltschaft sollte trotz der erfolgten Nachrüstung "die Erdbebensicherheit der Anlage weiterhin untersucht werden (...), da diese nicht abschließend geklärt ist".
FESSENHEIM (Frankreich): Als "akut erdbebengefährdet" wird zumindest von Atomgegnern das französische Atomkraftwerk Fessenheim im südlichen Elsass eingestuft. Einer Schweizer Studie zufolge wurde das Erdbebenrisiko beim Bau des Atomkraftwerks in den 1970er Jahren unterschätzt. Die Experten weisen darauf hin, dass im nahe gelegenen Schweizer Basel im Jahr 1356 das stärkste Erdbeben in Mitteleuropa stattgefunden habe, das mit 6,5 auf der Richter-Skala eingestuft wird. Es sei somit keineswegs ausgeschlossen, dass ein Beben dieser Stärke in dem ebenfalls im seismisch aktiven Oberrheingraben liegenden Fessenheim stattfindet. Der Meiler dürfte einem solchen Erdstoß nicht standhalten.
CHOOZ (Frankreich): Mittlere seismische Aktivität gibt es im nordfranzösischen Chooz. In den dortigen beiden Atomreaktoren wurden vor zwei Jahren erhebliche Mängel bei den Sicherheitsventilen festgestellt. Der Kraftwerksbetreiber räumte damals ein, dass "das Funktionieren der Ventile im Fall eines Erdbebens nicht garantiert werden konnte". Die Mängel seien mittlerweile behoben worden, hieß es.
COFRENTES (Valencia): Erdbebengefährdet ist auch das spanische Atomkraftwerk Cofrentes bei Valencia. Laut Greenpeace liegt das Atomkraftwerk auf einer Erdbebenlinie. Außerdem grenzt es an die seismisch äußerst aktive Zone in Südspanien. Die Atomsicherheitsbehörde betont jedoch, dass Cofrentes auf "viel stärkere Beben" als die restlichen spanischen Atomkraftwerke ausgelegt sei. Man habe vor dem Bau "erschöpfende" Studien zur Erdbebensicherheit betrieben, betonte Behördenchef Agustin Alonso.
GEPLANTE ATOMKRAFTWERKE
BELENE (Bulgarien): Derzeit sucht die Regierung in Sofia noch Investoren für das im Norden des Landes geplante Atomkraftwerk, das bis zum Jahr 2016 fertiggestellt werden soll. Dabei wird aber wohl sehr viel in die Erdbebensicherheit investiert werden müssen. Im Jahr 2009 hat sich nämlich in unmittelbarer Nähe von Belene ein Erdbeben der Stärke 5,3 auf der Richterskala ereignet.
ALBANIEN: Das postkommunistische Land will sich als Atomproduzent für Südeuropa etablieren, unter anderem möchte Italien - dessen Bürger nach der Tschernobyl-Katastrophe für die Stilllegung aller Atomkraftwerke gestimmt haben - auf der anderen Seite der Adria billigen Atomstrom produzieren lassen. Pläne für ein gemeinsames Atomkraftwerk hat Albanien auch mit Kroatien. Der Meiler soll am albanischen Ufer des Skutarisees bei Shkoder entstehen. Doch für dieses Projekt gilt extreme Erdbebengefahr: Erst vor 30 Jahren wurde die dortige Küste von einem Erdbeben der Stärke 7 auf der Richter-Skala getroffen. Ein "ruhigerer" Standort für ein AKW wird sich aber in Albanien ohnehin kaum finden lassen: Auf der Gefährdungslandkarte der "Europäischen Seismologischen Kommission" (ESC) ist nämlich das ganze Land in tiefstem Violett gehalten, was höchste Erdbebengefahr bedeutet.