Jang galt nach dem Tod von Kims Vater als stärkster Mann. Jetzt alles vorbei.
In Nordkorea zeichnet sich offenbar ein fundamentaler Wandel im Machtgefüge ab. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hat nach südkoreanischen Angaben seinen Onkel und Mentor entmachtet, der lange Zeit als "Graue Eminenz" in Pjöngjang galt. Jang Song-thaek sei von seinem zentralen Posten im Militär entlassen worden.
Dies meldeten die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhab und andere Medien am Dienstag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen. Demnach verlor Jang seinen Posten als stellvertretender Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsausschuss. Außerdem seien zwei seiner Vertrauten wegen Korruption öffentlich hingerichtet worden.
Umwälzung
Die Entmachtung Jangs wäre bei einer Bestätigung die größte Umwälzung in der nordkoreanischen Führung seit dem Tod von Kims Vater Ende 2011. Jang galt nach dem Tod von Kim Jong-il als starker Mann im nordkoreanischen Machtgefüge. Beobachter mutmaßten damals, dass der noch junge neue Machthaber zunächst unter Jangs Aufsicht stehen würde. Jang führte in den vergangenen Jahren in wichtigen Fragen die Verhandlungen mit dem traditionellen Verbündeten China.
Südkoreanische Abgeordnete wurden durch den Geheimdienst am Dienstag in einer Dringlichkeitssitzung über die Entwicklungen informiert. Jang sei "jüngst aus seiner Position entlassen worden, und zwei seiner Vertrauten - Ri Yong-ha und Jang Soo-kil - wurden Mitte November öffentlich hingerichtet", sagte der oppositionelle südkoreanische Abgeordnete Jung Cheong-rae vor Journalisten. "Das gesamte militärische Personal wurde über die Hinrichtungen informiert. Seitdem ist Jang verschwunden."