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Donald Trump: 34 mal 'schuldig'

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Guilty. Schuldig. 34 Mal. Die für den Angeklagten Donald Trump devastierenden Worte hallten durch Gerichtssaale 1530 im Strafgericht in Manhattan.

Und durch die USA, ja rund um die Welt. Es ist ein politischer Paukenschlag für die USA, nicht mehr erlebt seit der Nixon-Ära: ein früherer und eventuell künftiger Präsident, wegen Verbrechen verurteilt, das politische System der Supermacht vor eine Zerreißprobe gestellt. „Es ist ein wirklich ein unglaublicher Moment in der US-Geschichte“, staunte CNN-Anchor Jake Tapper.

Trump wurde technisch verurteilt wegen einer Lappalie, der falschen Verbuchungen von Geldtransaktionen an seinen Anwalt Michael Cohen, der davor Schweigegeld an Trumps angebliche Ex-Affäre, Pornostar Stormy Daniels, gezahlt hatte. Die Anklage strickte daraus aber auch eine „Verschwörung“, durch die der Angeklagte den 2016-Wahlkampf manipuliert hatte.

Mit dieser für viele unfairen, aber effektiven Prozesstaktik fügte Staatsanwalt Alvin Bragg Trump die bitterste Niederlage seiner Karriere zu. Von seiner Familie war nur Sohn Eric hinter ihm im Saal, als Trump stoisch, mit geschlossenen Augen und den Kopf schüttelnd, das vernichtende Urteil hinnahm. Tochter Ivanka meldete sich aus der Ferne: „Ich liebe dich, Dad!“ Frau Melania schwieg.

"Hexenjagd"

Trump verdammte das Verfahren prompt als „Hexenjagd“, den Richter als „korrupt“. Und Amerika sei wegen dieses Schandprozesses ein „Drittweltland“. Das „wahre Urteil“, so Trump, werde es am 5. November geben“, den Tag der 2024-Wahlen, sagte er kämpferisch. Die hyperpolarisierte US-Politik rutscht jedenfalls ins Neuland: Die Anhörung zur Festsetzung des Strafausmaßes findet am 11. Juli statt – nur vier Tage vor Trumps „Krönungsparteitag“. Die meisten Experten erwartet eine Bewährungsstrafe. Aber eine Haft ist nicht ausgeschlossen. Und es könnten noch im Gerichtssaal die Handschellen klicken.

Selbst mit Trump im Knast könnte er wieder zum Präsidenten gewählt werden – und sogar aus der Zelle die USA regieren. Die Verfassung erlaubt es. Ein Szenario wie eine Satire. Die Kernfrage ist aber: Gibt es einen Knick in den Umfragen? Nach unten, aber vielleicht sogar – als Trotzreaktion der Wähler – nach oben? Rund 20 Prozent der Wechselwähler deuteten an, dass sie ihre Wahlpräferenz ändern könnten, mit Trump nun als „verurteilten Verbrecher“. Aber auch eine Sympathiewelle ist denkbar, die Trump im Duell mit Amtsinhaber Joe Biden einen „Home Run“ bis ins Oval Office ermöglichen könnte.
In Spendenaufrufen bezeichnete er sich bereits als „politischer Gefangener“, vor Wochen verglich er sich sogar mit Bürgerrechtsikone Nelson Mandela. Der Spendenandrang war in den Stunden nach der Guilty-Orgie so groß, dass Trumps Website zusammenbrach. Millionen wurden eingenommen.

Eines steht fest: Nach dem Sensationsurteil von New York droht den USA die brutalste Wahlschlacht aller Zeiten.

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