2024-Wahlen

Donald Trump in der Bronx: Jetzt will er auch noch New York „great“ machen

24.05.2024

Donald Trump wählte einen unerwarteten Ort für einen Wahlkampfauftritt: Das liberale New York. Er versprach eine Neugeburt.

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Seit 100 Jahren hat kein Republikaner mehr in dem New Yorker Stadtteil Bronx gewonnen. Doch Republikaner-Kandidat Donald Trump wollte seinen Wahlkampf offenbar in den Hinterhof seines Rivalen, US-Präsident Joe Biden tragen. 

Außerdem, so sagten einige Beobachter, könnte es auch einen praktischeren Grund geben: Der Veranstaltungsort liegt dem Gerichtsstandort relativ nahe, an dem sich Trump gerade im Schweigegeld-Prozess verantworten muss. 

Tausende Anhänger, darunter viele Afroamerikaner und jüdische Anwohner, kamen. Hunderte weitere Fans gelangten wegen zu geringer Kapazitäten an den Checkpoints erst zum Ende der mehr als einstündigen Rede auf das Areal im „Corona Park“. 

Trump hatte die Rede auf seine „geliebte Heimatstadt“, wie er sagte, zugeschnitten. Er erinnerte an den Aufstieg von der Gründung eines niederländischen Handelspostens im Jahr 1624 zur wichtigsten Weltmetropole. Er beklagte aber auch den Abstieg der letzten Jahre inmitten Verbrechenswellen und baufälliger Infrastruktur, „wie in einem Drittweltland“, so Trump. Dann träumte er sogar davon, auch New York gewinnen zu können. Realistisch ist das nicht. 

"Man braucht einen New Yorker, um Weltprobleme lösen zu können"

Trump aber erzählte über seine Erfolge im Big Apple, etwa als er den Eislaufring im Central Park rette oder einen öffentlichen Golfkurs in der Bronx gestaltete. Und Trump verwies mehrmals darauf, wie hart das Pflaster im Big Apple sei. Und projizierte es auf die große Weltpolitik: „Du brauchst einen New Yorker, um die Probleme der Welt zu lösen!“ So wie er es in seiner ersten Amtszeit gemacht habe, behauptete der wieder kandidierende Ex-Präsident, der eigentlich seinen Hauptwohnsitz 2021 auf Florida umschreiben ließ.   

Das Fett bekam neuerlich Rivale Biden ab, den er wegen tattriger Auftritte verulkte und als „völlig inkompetenten Schwächling“ abkanzelte. Der wisse nicht einmal, „dass er noch am Leben ist“, giftete Trump.   

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Die Rede wurde stellenweise mit endlosen Anekdoten langatmig. Die Menge geriet aber in Fahrt bei Trumps Leitthema: der Immigration. Und hier lieferte er neben Versprechen eines zügigen Mauerbaus und der Deportation von Millionen illegalen Migranten („Es ist traurig, aber wir haben keine Wahl“) eine neue wirre „These“: Die Migranten seien alle junge Männer, die eine Armee gründen wollten. „Die erobern uns von innen“, rief Trump. Und sie würden Sprachen sprechen, „die keiner jemals gehört hat“. Immer wieder verwendete er das Reizwort „Invasion“. Ein Anhänger rief: „Amerika ist voll!“ 

"Bohrt, Leute bohrt!"

Was allerdings auch stimmt: Die Migrationszahlen unter Biden liegen fast dreimal so hoch wie während Trumps erster Amtszeit. Metropolen wie New York geben Milliarden aus, um nicht dokumentierte Einwanderer unterzubringen und zu betreuen.  

Insgesamt versprach Trump wieder eine blühende Wirtschaft, die allen zugutekommen sollte: Er versprach ein Ende der Inflation, niedrige Steuern, aber auch das Aus für Bidens Klimapolitik. „Niemand mag Autos, mit denen man nicht weit fahren kann“, lästerte er über EVs. Er will voll aufs Öl setzen. Sein Rezept: „Bohrt, Leute bohrt!“ Die Menge skandierte mit.   

Einige Dutzend Gegendemonstranten standen auf einem Hügel inmitten waberndem Marihuana-Dunst, abgeschirmt von einem Großaufgebot der New Yorker Polizei.  H. Bauernebel

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