Steuerhinterziehung

Doppel-Razzia bei Deutsche Post-Chef

14.02.2008

Verdacht auf Steuerhinterziehung: Der Deutsche Post-Chef Klaus Zumwinkel soll Millionen Euros nach Liechtenstein geschafft haben.

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Mit Deutschlands Postchef Klaus Zumwinkel ist einer der mächtigsten deutschen Wirtschaftsführer wegen Verdachts der Steuerhinterziehung ins Visier der Justiz geraten. Nach Razzien in Privat- und Büroräumen Zumwinkels bestätigte die Staatsanwaltschaft Bochum am Donnerstag, dass der 64-Jährige mit Geldanlagen in Liechtenstein rund eine Million Euro an Steuern hinterzogen haben soll. Ein Haftbefehl gegen Zumwinkel wurde demnach aber außer Vollzug gesetzt, weil der Postchef in seiner Vernehmung zur Kooperation bereit gezeigt und eine Kaution "in namhafter Höhe" hinterlegt habe.

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Post hüllt sich in Schweigen
Deutschen Medienberichten zufolge soll zunächst Post-Vorstand Frank Appel die Post-Führung übernehmen. Die Deutsche Post hat vorerst Gerüchte über einen Rücktritt von Konzernchef Zumwinkel zurückgewiesen. "Wir dementieren die Spekulationen, dass Herr Zumwinkel zurückgetreten ist", sagte eine Unternehmenssprecherin am Donnerstag Nachmittag. Händler hatten zuvor von Gerüchten berichtet, dass der Manager im Zuge der gegen ihn laufenden Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung zurückgetreten sei.

"Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, wäre er nicht mehr als Vorstandsvorsitzender tragbar", kommentierte ein Börsianer die Spekulationen. Er verwies darauf, dass Zumwinkels Vertrag ohnehin Ende des Jahres ausläuft. Ein möglicher Abgang des Managers wird am Markt nicht negativ gesehen: Die Aktie notierte am Nachmittag weiter rund vier Prozent im Plus und war damit der größte Gewinner im Dax.

Ermittlungen in Villa und Post-Zentrale
Laut ZDF begannen die Ermittler mit ihren Razzien zeitgleich gegen sieben Uhr in der Zentrale des Konzerns in Bonn und in der Villa Zumwinkels im Kölner Stadtteil Marienburg. Die Operation sei seit Wochen unter strengster Geheimhaltung geplant worden. Klaus Zumwinkel, der auch Aufsichtsratschef der Deutschen Telekom und der Postbank ist, steht seit fast 19 Jahren an der Spitze der Deutschen Post.

In Bochum vernommen
Nach der Durchsuchung seines Privathauses wurde Zumwinkel von den Ermittlern zur Staatsanwaltschaft noch Bochum gefahren und dort vernommen. Zu weiteren Details schwiegen die Strafverfolger aus "ermittlungstaktischen Gründen".

Vorhänge zugezogen
Abgesehen von zahlreichen Journalisten gab es weder vor der Villa Zumwinkels in Köln-Marienburg noch vor dem Post-Tower Hinweise auf die Razzien. In der Villa des Postchefs, vor der morgens um 7 Uhr mindestens zehn Beamte in Zivil erschienen waren, waren die Vorhänge zugezogen.

Ermittlungen gegen Familienangehörige
Gegen einen Familienangehörigen Zumwinkels wird diesen Angaben zufolge bereits seit Sommer vergangenen Jahres wegen Steuerhinterziehung ermittelt. In diesem Fall solle es um Millionen in Liechtensteiner Stiftungen gehen. Eine anonyme Anzeige habe dieses Steuerverfahren ausgelöst. Für den Fall, dass sich bei den Durchsuchungen die Gefahr einer Verdunkelung herausstellt, sei ein Haftbefehl gegen Zumwinkel vorbereitet.

Seit 18 Jahren an der Post-Spitze
Zumwinkel steht seit 18 Jahren an der Spitze der Deutschen Post, er ist auch Aufsichtsratschef der Deutschen Telekom. Sein Vertrag bei der Post läuft im November aus. Schon vor den Durchsuchungen vom Donnerstag war erwartet worden, dass Zumwinkel seinen Vertrag nicht verlängern wird - er wird im Dezember 65 Jahre alt.

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