Drogenkrieg
Drama in Mexiko: 72 Einwanderer getötet
26.08.2010
Die Toten wurden auf einer Farm im Norden des Landes entdeckt. Sie wurden wahrscheinlich von Drogenbanden ermordet.
Der Fund von 72 getöteten mutmaßlichen illegalen Einwanderern aus Mittel- und Südamerika im Nordosten Mexikos hat in der Region Erschütterung hervorgerufen. Die "feige" Tat betrübe "alle Regierungen und Völker Lateinamerikas", sagte Mexikos Außenministerin Patricia Espinosa am Mittwoch (Ortszeit) in Quito. Die 58 Männer und 14 Frauen wurden vermutlich Opfer einer Drogenbande.
Mörderischer Kampf
Bei den Leichen handle es sich ersten
Erkenntnissen zufolge um Einwanderer aus Brasilien, Ecuador, Honduras und El
Salvador, sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats. Ein Sprecher
des brasilianischen Außenministeriums sagte der Nachrichtenagentur AFP unter
Berufung auf Angaben der mexikanischen Regierung, unter den Leichen seien
mindestens vier Brasilianer.
Die Toten waren am Dienstag von der Armee auf einer Farm nahe der Stadt San Fernando im nordmexikanischen Bundestaat Tamaulipas entdeckt worden, nachdem sich die Soldaten Gefechte mit dort verschanzten mutmaßlichen Drogenhändlern geliefert hatten. In Tamaulipas wie in anderen an die USA grenzenden mexikanischen Bundesstaaten tobt ein mörderischer Kampf zwischen rivalisierenden Drogenkartellen sowie zwischen der Armee und den Banden.
Von bewaffneter Bande abgefangen
Mexikos Außenministerin Espinosa
sprach während eines Aufenthalts in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito
den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. Ihr ecuadorianischer Kollege
Ricardo Patino verurteilte die Tat und äußerte die Hoffnung, dass
"hoffentlich nicht viele" Ecuadorianer unter den Opfern seien. Der
Außenminister von El Salvador, Hugo Martinez, verurteilte ebenfalls das
Massaker und sagte AFP, er hoffe, dass die Täter gefasst würden.
Nach ersten Erkenntnissen waren die Einwanderer auf ihrem Weg in die USA von einer bewaffneten Bande abgefangen worden, die ihnen eine Tätigkeit als Handlanger angeboten habe. Als die illegalen Einwanderer dies abgelehnt hätten, seien sie von der Bande ermordet worden, berichteten die mexikanischen Behörden unter Berufung auf den einzigen Überlebenden des Massakers, einen Mann aus Ecuador.
Er überlebte als Einziger das Massaker / Foto: Reuters
Überlebender verständigte Armee
Der Ecuadorianer hatte
sich durch Schüsse verletzt an einen Kontrollpunkt des Militärs geschleppt
und den Soldaten von dem Massaker berichtet. Daraufhin griffen die Soldaten
die Farm an. Dabei wurden ein Soldat und drei Verdächtige getötet. Ein
Jugendlicher sei festgenommen worden, die übrigen Bewaffneten entkamen
demnach. Der Ecuadorianer gab an, dass die Kriminellen der Drogenbande
"Zetas" angehörten.
Der ecuadorianischen Zeitung "El Comercio" zufolge hatte der 18-jährige Überlebende Schlepper bezahlt, die ihn in die USA bringen sollten. Demnach war er vor einem Monat in seinem Heimatdorf aufgebrochen, wie das Blatt unter Berufung auf die Freundin des Mannes berichtete.
AI: Regierung unfähig
Jedes Jahr durchqueren Schätzungen
zufolge eine halbe Million illegale Einwanderer Mexiko in der Hoffnung auf
ein besseres Leben in den USA. Alleine in den sechs Monaten zwischen
September 2008 und Februar 2009 seien dabei 10.000 Menschen von Drogenbanden
entführt worden, berichtete die mexikanische Menschenrechtskommission.
Die meisten Überlebenden machten demnach die "Zetas" für die Entführungen verantwortlich. Die Gruppe ist eine Abspaltung des in Tamaulipas dominierenden Golf-Kartells, die ihrem früheren Arbeitgeber seit einigen Jahren die Schmuggelrouten für Drogen streitig machen. Der Vorfall zeige die Unfähigkeit der Regierung, die Gewalt gegen die illegalen Einwanderer in Mexiko zu verhindern, sagte der Chef der Menschenrechtsorganisation Amnesty International in Mexiko, Alberto Herrera, AFP.