Entdeckung
Dünen am Mars wandern wie auf der Erde
10.05.2012
Die Riffel bewegten sich in rund 100 Tagen bis zu 4,5 Meter.
Astronomen haben Wanderdünen auf dem Mars entdeckt, die ebenso aktiv sind wie die auf der Erde. Einzelne Sand-Riffel bewegten sich in rund 100 Tagen um bis zu 4,5 Meter, berichtete die Gruppe um Nathan Bridges von der Johns-Hopkins-Universität (USA) im britischen Fachjournal "Nature".
Lange galten die Dünen des Mars als uralte, unveränderliche Relikte eines vergangenen Klimas mit wesentlich dichterer Atmosphäre und entsprechend kräftigeren Winden. Neuere Studien hatten bereits Sandbewegungen auf dem Roten Planeten festgestellt. Sie hätten jedoch nicht klären können, ob komplette Dünen sich bewegen, erläutern die Forscher in "Nature".
Das Team um Bridges analysierte Aufnahmen der HiRISE-Kamera an Bord der NASA-Sonde "Mars Reconnaissance Orbiter", die noch 25 Zentimeter kleine Details auf dem Roten Planeten erkennen kann. Dies sei die beste Auflösung einer nicht-militärischen Raumsonde, betont der an der Untersuchung nicht beteiligte Forscher Jasper Kok von der Cornell-Universität (USA) in einem Begleitartikel in "Nature". Im Abstand von 105 Tagen fotografierten die Astronomen das Nili-Patera-Dünenfeld auf dem Mars. Die Auswertung der Aufnahmen zeigt, dass sich die Sand-Riffel umso schneller bewegen, je höher sie auf den Dünen liegen. Auf der Erde ist das ein klassisches Merkmal von Wanderdünen, wie Kok betont.
Typische Bewegung
Die Analyse ergab eine typische Bewegung von etwa 2,3 Kubikmetern Sand pro Höhenmeter Düne im Jahr. Den Berechnungen zufolge sind damit ähnliche Sandmassen in Bewegung wie etwa im Victoria-Tal in der Antarktis. Die Forscher rätseln nun, wie es zu der starken Sandaktivität auf dem Roten Planeten kommt. Denn die Marsatmosphäre ist rund hundertmal dünner als die irdische, so dass nach gängiger Vorstellung erst hurrikanartige Stürme Sandkörner in die Luft heben könnten.
Daher wurden die Dünen lange einer anderen Marsepoche zugeschrieben, die vor knapp zwei Milliarden Jahren endete und sich durch eine wesentlich dichtere Atmosphäre auszeichnete. Möglicherweise sei die Dynamik des Sandkornflugs auf dem Mars jedoch anders als gedacht, wobei auch die geringere Schwerkraft des Roten Planeten eine Rolle spielen könnte, vermuten die Forscher.