Bundesbank-Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin sorgt erneut für Wirbel.
Bundesbank-Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin sorgt in Deutschland erneut für Wirbel mit Äußerungen über Einwanderer. Der für polemische Aussagen bekannte frühere Berliner Finanzsenator soll bei einer Unternehmerveranstaltung in Darmstadt gesagt haben, Deutschland werde durch Einwanderung auf natürlichem Weg dümmer. Der Gastgeber der Veranstaltung widersprach dieser Darstellung am Freitag aber.
"Werden immer dümmer"
Die Grünen in Hessen nannten
Sarrazin gleichwohl einen "Hetzredner", dem kein Forum mehr gegeben werden
dürfe für "diskriminierende Äußerungen". Die Vorsitzende der Berliner
SPD-Arbeitsgemeinschaft Migration, Ülker Radziwill, forderte Sarrazin zum
Parteiaustritt auf. Er habe "erneut in menschenverachtender Weise
verschiedene Bevölkerungsgruppen" attackiert.
Sarrazin war als Redner zum Thema "Bildung, Demografie und gesellschaftliche Trends" eingeladen. Ein Manuskript oder eine Mitschrift gab es nicht. Ein Nachrichtenmedium zitierte ihn mit dem Satz: "Wir werden auf natürlichem Wege durchschnittlich dümmer." Zuwanderer aus der Türkei, dem Nahen und Mittleren Osten und Afrika wiesen weniger Bildung auf als Migranten aus anderen Ländern. Einwanderer bekämen mehr Kinder als Deutsche. Es gebe "eine unterschiedliche Vermehrung von Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlicher Intelligenz".
Kein Kommentar
Der Gastgeber der Veranstaltung, die Arbeitskreise
Schule-Wirtschaft der Unternehmensverbände Südhessen, wandte sich gegen
diese Darstellung: "Ein Zusammenhang von ethnischem Hintergrund und
Intellekt wurde so von Herrn Sarrazin nicht hergestellt", sagte der
Geschäftsführer der Arbeitskreise, Reinhold Stämmler. Der Medienbericht
werde dem Vortrag und auch der Veranstaltung nicht gerecht, an der
Führungskräfte aus Hochschulen, Arbeitsagenturen und der Schulaufsicht
teilgenommen hätten. Eine Sprecherin der Bundesbank sprach von "persönlichen
Meinungsäußerungen" Sarrazins: "Wir kommentieren das nicht."
Sarrazin war vor drei Monaten nur knapp einem Ausschluss aus der SPD entgangen, nachdem er mit Äußerungen über in Berlin lebende Türken und Araber Entrüstung ausgelöst hatte. Ein Parteischiedsgericht wertete die Äußerungen zwar als provokant, nicht aber als rassistisch. Sarrazin hatte von der "Produktion von Kopftuchmädchen" gesprochen. "Die Volkspartei SPD muss solche provokanten Äußerungen aushalten", entschied das Parteigericht. Die Bundesbank hatte damals die Kompetenzen von Sarrazin deutlich eingeschränkt.