Wikileaks-Dokumente
Enthüllt: Unschuldige saßen in Guantanamo
25.04.2011
Laut Wikileaks-Dokumenten waren nur 220 der 779 Insassen gefährliche Extremisten.
Im US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba sind neuen Veröffentlichungen des Enthüllungsportals Wikileaks zufolge jahrelang zahlreiche Unschuldige festgehalten worden. Die am späten Sonntag verbreiteten Informationen sind Teil der im vergangenen Jahr massenhaft von mehreren internationalen Medien veröffentlichten geheimen US-Militärdokumente und fassen die Situation aller seit 2002 in Guantanamo einsitzenden Häftlinge zusammen. Wie der britische "Daily Telegraph" unter Berufung auf die in den neuen Dokumenten zitierten US-Militäranalysten berichtete, galten nur 220 der insgesamt 779 Guantanamo-Insassen als gefährliche Extremisten.
Bauern und Fahrer
Etwa 380 Häftlinge wurden demnach als "Fußsoldaten" niedrigeren Ranges eingestuft, die etwa den fundamentalistischen Taliban nahestanden. Bei mindestens 150 Häftlingen jedoch handelte es sich den Dokumenten zufolge um unschuldige Afghanen und Pakistanis, darunter Bauern und Fahrer. Sie seien teilweise jahrelang aufgrund von Fehlern bei der Feststellung ihrer Identität in Guantanamo festgehalten worden oder weil sie schlicht zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen seien.
So seien in Guantanamo auch geisteskranke, altersschwache und völlig unschuldige Menschen inhaftiert worden, berichtete die spanische Zeitung "El Pais" am Montag. Das Lager habe dem US-Militär in erster Linie dazu gedient, von den Gefangenen Informationen zu erhalten. Über die Verhörmethoden werden nach Angaben von "El País" in den Unterlagen keine Angaben gemacht. 143 Verdächtige seien mehr als neun Jahre in dem Lager gefangen gehalten worden. Derzeit seien in Guantánamo noch 172 Menschen inhaftiert.
Obama wollte Lager eigentlich schließen
US-Präsident Barack Obama hatte das Lager eigentlich schließen wollen, dieses Versprechen aber nicht eingelöst. Die Inhaftierungen seien völlig willkürlich gewesen, berichtete "El País". Demnach war unter den Gefangenen in dem Lager auch ein 89-Jähriger, der unter Altersdemenz und schweren Depressionen litt. Ein Afghane sei in seiner Heimat auf der Suche nach seinem Sohn in die Hände von US-Militärs geraten und nach Guantanamo gebracht worden.
Die Daten waren von Wikileaks etwa auch der "New York Times" und dem "Spiegel" übermittelt worden. Die US-Regierung bezeichnete die neuerliche Veröffentlichung als "unglücklich". In einer vom Pentagon sowie vom Außenministerium verbreiteten Erklärung hieß es, sowohl zu Zeiten der Regierung von Präsident George W. Bush sowie seines Nachfolgers Barack Obama habe der Schutz der US-Bürger "oberste Priorität" gehabt.